Zurück am Teich deutet nichts darauf hin, dass das Mobil der Müllers von Fremden besucht worden wäre. Obschon die heute leichtes Spiel gehabt hätten. Müller-Dämlich hat nämlich, bloss die Fahrerkabine geschlossen. Das Schloss zum Wohnraum war nicht verriegelt. Oder handelte Müller gar clever? Sodass Eindringlinge bei ihrem Tun keine Gewalt anzuwenden brauchen und damit keinen Schaden am Fahrzeugaufbau anrichten müssen? Drehen kann man es wie man will. Einen schalen Geschmack hinterlassen ungebetene Gäste immer. Die nichtverriegelte Tür erwähnt Müller seiner Müllerin übrigens nicht. Eingebung?
Nachmittags funkt das Zündschloss dem Motor zum Aufbruch. Die Fahrt wird von Frau Müller über das Steuerrad in ihre Hände genommen. Müller als Co-Pilot faltet die Strassenkarte über seinen Knien auseinander. Wie besprochen rollt Frau Müller auf die Strasse nach Sault. Von dort Richtung Montbrun-les-Bains auf der D159 nach Norden.
Die Strasse ist für Fahrzeuge über 3,5 Meter Höhe und einem Gewicht über 7 Tonnen tabu. Diese Umstände versprechen Abenteuer pur. So kommt es auch. Einmal in die Schlucht eingefahren gibt es kein Zurück mehr. Ausser es kommt ein Fahrzeug entgegen, dann muss zuerst ausgehandelt werden wer zurückfahren soll. Frau Müller macht die Sache richtig Spass. Natürlich, bisher musste sie nicht zurück fahren und wie weit sich die Schlucht noch hinzieht, sieht einzig der Müller auf der ausgebreiteten Karte, unter der ab und an, wenn die Felswände sich bedrohlich nähern, seine Knie zu zittern beginnen. Aber alles läuft ohne Fels- oder anderweitige Berührung ab. Ein dickes Kompliment an die Fahrerin!
Im Ort Saint-Aubin-sur-l’Ouveze werden wir Zeugen eines Ereignisses dessen Tragweite wir erst in den kommenden Tagen richtig einordnen können. Mitten im geschäftigen Ort fahren wir in eine Fahrzeugkolonne. Nichts geht mehr. Wir stehen noch halb im Kreisel wie sich von hinten auf der Gegenspur Fahrzeuge an uns vorbei mogeln. Frau Müller fackelt nicht lang und schleicht in eine Lücke und fährt hinterher. Wir passieren eine sehr gut besuchte Tankstelle. Unmittelbar danach löst sich die blecherne Kolonne in Nichts auf. Wir rollen noch an mancher Tankstelle vorbei. Die sind verweist und teilweise mit Plastikbänder gesperrt, manches Kassierhäuschen mit handbeschriebenen Pappkartonstücken geschmückt. Zum Lesen müssten man näher ran fahren.
Wir erreichen den Stellplatz von Vasion-la-Romain. Heute war Markttag. Es lichten sich die Fahrzeugreihen. Wir können uns sogar unseren Platz aussuchen. In der Stadt ist Ruhe eingekehrt.
Der Stadtplatz ist leer, dafür ist auf der Touristen-Meile in den Auslagen einiges los.
Am kommenden Morgen wollen wir nochmals Radfahren. In der Touristen- Info bekommen wir reichlich Routenvorschläge. Diese studieren wir im Bistro am Rande des Stadtplatzes bei einem vorzüglichen Espresso.
Der Himmel ist heute morgen mit Wolken verhangen. Trotzdem treten wir die gestern nachmittag ausgewählte Radroute an. Hier befahren wir gerade eine Brücke.
Die Strecke abwechslungsreich, mit einem Auf und Ab eingerichtet bereitet Freude und schöne Ausblicke.
Vor einer Abfahrt kommen wir mit einem radelndem Ehepaar ins Gespräch. Die Beiden erwähnen beiläufig die Dieselknappheit im Lande und wir erinnern uns an die Fahrzeugkolonne vor der Tankstelle, die flatternden Sperrbänder und die handbeschriebenen Pappkartons. Glücklich wer wie Müllers rechtzeitig den Dieseltank füllte. Im zügigen Rückenwind absolvieren wir die nächsten Kilometer.
Bis wir kurz vom Rad steigen um eine grosse Schale Erdbeeren zu erstehen und im Rucksack ins Reisemobil zurück zu bringen. Noch einmal geniessen wir heute Abend die verführerischen Früchte. Bevor es am nächsten Tag zurück in die Schweiz geht.
Wir machen auf unserer Heimfahrt noch einmal Halt in Grignan. Weil uns das Wetter hold gestimmt ist, bereiten wir die Fahrräder vor.
Die Runde führt uns um das Städtchen, mit einer langen Steigung und ebensolcher Abfahrt. Wir geniessen die guten Strassen und herrliche Ausblicke. Etwas weh ums Herz ist uns beiden. Morgen müssen wir definitiv Richtung CH abdrehen. Mitnehmen können wir schönste Erinnerungen an Land und Leute.