kalt, kälter am kältesten

Auf Umwegen erfuhr es der Müller. In Deutschland gibt es ein Sibirien. Vielleicht auch mehrere. Je nach dem wie man es sich zurecht legt. Aber in Bayern, nahe zu Vorarlberg soll es eines geben. Vorarlberg liegt nahe bei Lichtenstein und der Schweiz. Warum also nicht Ende Februar mal mit dem Reisemobil dahin fahren. Ist nicht so weit und hierzulande hat es in mittleren Lagen eh nicht genug Schnee um mit den Schneeschuhen rum zu latschen. Bei BALDERSCHWANG gibt es einen Hinstellplatz für WoMo’s. Der Ort lockt Touristen mit dem Versprechen: „Hier finden sie das Sibirien von Bayern“

Wie Müllers in den Ort fahren merken sie schnell, dass der Winter auch in bayrisch Sibirien mit viel zu hohe Temperaturen durchzieht. Die Landschaft braun, ein paar wenige Fleck Schnee an den Hängen. Die Sportanlagen ausser Betrieb. Der Wind föhnig, also recht warm. Der Wetterbericht vielversprechend, weil Niederschlag gefolgt von Schönwetterphasen angesagt wurden.

Ohne Hast richteten wir unseren Stellplatz her. Strom wurde auch gleich angeschlossen. Nachtessen gab es im nahen Restaurant. Wir schliefen rasch ein, obschon der Wind nicht nach lies und munter weiter ums WoMo pfiff. Unter unseren Bettdecken eingeschlummert merkten wir nicht, dass der Wind im Laufe der Nacht aus einer anderen Richtung zu wehen begann.

Wie wir morgens erwachten umgab uns Stille. Von der nahen Strasse kein Fahrzeuglärm zu hören. Keine Stimmen von den Gehwegen. Nur wer den Atem anhielt um noch besser zu hören vernahm ein feines Klirren vom WoMo-Dach. Dem Müller dämmerte es rasch.

ES SCHNEIT ……  Freude herrscht! ……. ES SCHNEIT

Und wie. Als der Müller die Wohnraumtüre öffnete, sperrte sich dieser eine riesige Schneeverwehung entgegen. Trotzdem zwängte sich Müller durch den schmalen Spalt nach draussen. Worauf er bis über die Knie im Schnee steckte. Schnell wieder in die Wärme. Da draussen ist es sehr kalt geworden, Sibirien halt!

Passt, aber was geschieht mit dem vielen Schnee um unser Fahrzeug und auf dessen Dach. Das Laufen verschieben wir mal schön Herr Müller.

JETZT WIRD GESCHAUFELT …….. und geschaufelt …… und geschaufelt.

Erst wir die weissen Pracht vom Dach geholt. Schneehöhe da oben um die 30cm. Dann weiter schippen ums Fahrzeug rum. Bis am Nachmittag war die Umgebung unserer Bleibe in feinster Schweizer Handarbeit vom Schnee befreit. Die Lust noch die Schneeschuhe anzuschnallen war in den moralischen Keller gerutscht. Ein kurzer Spaziergang in den Ort musste genügen.

Wir waren beinahe die einzigen auf dem Platz welche Schneeketten, lange Ausziehleiter und grosse Schaufel mitführten. Vor allem die Ausziehleiter wurde zum begehrten Artikel. Verwunderlich wie sorglos die Menschen in die Berge fahren. Studieren die überhaupt den Wetterbericht für kommende Tage?

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Die Müllers schon. So wussten wir um das schöne Wetter am nächsten Tag. Die Schneeschuhe kamen gebührend zum Einsatz. Mit was wir allerdings nicht rechneten war das Ausmass der nachfolgenden Schlechtwetterfronten. Das Spiel mit Leiter und Schaufeln wiederholte sich noch zweimal. Jedesmal unterbrochen von einem traumhaft schönen Wintertag.

Ziel erreicht. Wir lernten bayrisch Sibirien mit all seinen Facetten kennen und kehrten platt vom vielen, teils ungewohnten Sport zufrieden nach Hause zurück.

Jahreswechsel

26. Dezember, Fahrt mit unserem Reisemobil „Fridolin“ nach Schluchsee. Wir sind mit Bekannten verabredet. Höhepunkt unserer Aktivitäten wird der Silvesterball werden.

Kilometerstand: 37554 km
Ort: Schluchsee DE
Koordinate: 47°48’54.5″N 8°10’52.0″E
Stellplatzkosten: 10 Euro, Strom 1 Euro / 8 Std. V+E vorhanden, Wasser 1 Euro / ca. 100 lt.
Besonderes: Der Stellplatz ist da wo länger kein Womo stand, vereist.

Wetter: leicht bewölkt, dazwischen sonnig
Aktivitäten: Womo eingerichtet, dann ins Dorf gelaufen. Runter an den See und vor bis zum Bahnhof. Laufen nochmals hoch zur Bäckerei. Ja, die hat morgen offen. Es gibt also frische Brötli zum Frühstück.
Mit der ALU-Schaufel das Eis rund ums Womo weggeräumt. Gibt ziemlich viel Arbeit. Aber schliesslich ist das Bierchen verdient sein.

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Zum Nachtessen wärmen wir die mitgebrachte Lasagne welche vom Weihnachtstag übrig war. Dazu ein Glas spanischer Rotwein und Salat. Nach dem Abwasch warten wir auf unsere Freunde aus Tauberbischofsheim welche sich auf 19:00 Uhr angekündigt haben. Mit bloss 10 Minuten Verspätung fahren sie auf den für sie reservierten Platz an unserer Womo-Fahrerseite.

Herzlich unsere Begrüssung. Ein Glas Sekt muss sein. Wir tauschen uns rege aus. Wir haben uns über Wochen nicht mehr gesehen. Auch das Wetter ein Thema. Morgen soll es einen Mix aus Regen und Schnee geben. Wir machen mal keine grossen Pläne.

Um 21:00 Uhr liegen wir in den Kissen. Schlafen schnell und tief. Es bleibt, trotz geöffneten Seitenfenster und Dachlucke ungewohnt warm. Die einfache Bettdecke genügt. Am anderen Morgen lesen wir auf dem Speicher des Thermometers eine Aussentemperatur um -3°C ab.

 

27. Dezember, Spaziergang nach Fischbach.

Wetter: Schnee und Schneeregen, keine Sonne

Aktivitäten: Während Müller das Frühstück vorbereitet holt Frau Müller Brötchen. Nach 08:30 Uhr ist das Frühstück beendet. WC-Kasette geleert, dann ins Dorf für kleine Einkäufe. Unter anderem findet Frau Müller eine elegante Winterhose die sie draussen und auch im Restaurant anziehen kann.
Lachen müssen wir, als wir Zuschauer werden, wie ein Ehepaar beim Vorfahren zur Entsorgungsstelle ihr Stromkabel nicht vom Womo trennen will. Die Frau läuft mit dem aufgerollten Kabel in den Händen neben dem Fahrzeug her, was ausschaut wie wenn sie einen riesigen Hund Gassi führt.
Um 12:00 Uhr sind wir mit unseren Bekannten verabredet. Wir wollen eine Runde hinüber zum Dorf Fischbach laufen. Natürlich mit einer kleinen Zusatzschleife, weil Frau Nachbarin meint den Weg zu kennen. Es regnet und schneit auf unserem Spaziergang.
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Wer hat öffnet den Regenschirm, auch wenn teilweise ein kräftiger Wind bläst. In Fischbach halten wir im Restaurant Hirschen für ein Bierchen. Zurück laufen wir teils auf der Loipe. Die ist vom Regen schon ziemlich hergenommen, teilweise als solche nicht mehr zu erkennen.
Die Niederschläge hören auf. Der Wettergott hat ein Einsehen.
Um 18:00 Uhr sind wir zu einem feinen Essen bei unseren Nachbarn eingeladen. Selber gemachte Knödel, Spätzle und Braten mit Sauce. Dazu roter Wein aus dem Boxbeutel.
Um 20:00 Uhr fahren wir die Satelliten-Schüssel hoch. Kuscheln uns in die Decken und schauen Fern. Wir schlafen gut und tief. Draussen beginnt es zu schneien. Erst hört man noch die Eiskristalle auf das Womo-Dach fallen. Später wird es ruhiger. Der gefallene Schnee schluckt alle Geräusche.

28. Dezember, Wanderung zur Brauerei

Wetter: bewölkt
Aktivitäten: Ausschlafen bis 08:00 Uhr, Frühstück um 09:00 Uhr. Abwasch, WC-Kasette und Grauwasser geleert. Schnee aufgeschichtet für die Fondue-Bar.

Um 12:00 Uhr Abmarsch mit unseren Bekannten nach Rothaus zum Bier in die Badische Staatsbrauerei. Die Landschaft ist herrlich verschneit. Wir geniessen jeden Schritt. Fast jeden. Bei einem solchen Genussschritt verliert Frau Müller das Gleichgewicht. Landet im frischen Schnee der auf der Waldstrasse den eisigen Untergrund unsichtbar gemacht hat.

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Das Restaurant ist gut gefüllt. Wir stellen uns an die Bar. Geniessen das frischgezapfte Bier, plaudern und machen Fotos. Der hauseigene WLan ist seit ein paar Tagen gratis. Man braucht sich nicht mehr einzuloggen.

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Um 16:30 Uhr sind wir zurück am Stellplatz. Trinken Kaffee und essen mitgebrachte Guetzli. Gut aufgewärmt gehen wir zum Weihnachtsmarkt. Vor dem Rundgang mit dem Nachtwächter wollen wir uns dort noch mit einer heissen Wurst stärken.

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Der Nachwächter-Rundgang ist gespickt mit historischen Geschichten zur Umgebung und das Leben in und um Schluchsee. Die Führung geht schon nach 50 Minuten am Kurhaus zu Ende. Eigentlich sind wir darüber auch froh. Die Füsse sind von der Kälte taub geworden. Zurück am Weihnachtsmarkt gönnen wir uns eine Kinderpunsch. Nach dem nachmittäglichen Bierchen ist die Lust auf Alkohol nicht sehr gross. Die Tanzschritte zur Livemusik auf dem Weihnachtsmarkt bringen die Feuchtigkeit und damit die Kälte nicht aus den Schuhen. Wir beschliessen zurück ins warme Womo zu gehen.

Mit einer Tasse Tee für jeden, auf den Nachttisch zwischen unseren Betten schlüpfen wir unter die Decken. Die Satellitenschüssel bekundet beim Hochfahren Mühe, bis endlich ihre Schneehaube runtergerutscht ist. Den angepeilten Sender bringt einen Krimi. Den sahen wir schon mal. Darum wird bald das Licht gelöscht.

 

29. Dezember, Schneeschuhlauf mit Hindernissen

Wetter: morgens sonnig, nachmittags bewölkt, abends schneit es.
Aktivitäten: Nach einer kalten Nacht. Draussen -7°C, stehen wir heute eine Stunde früher auf. Die Temperaturen sinken weiter. Ein sicheres Zeichen das bald die Sonne scheint. Dem ist so. Wir packen Wanderstöcke und Schneeschuhe und gehen los. Am Waldrand stehen wir auf die Schneeschuhe. Beim Festziehen der Riemen stellen wir fest, dass die sich ziemlich steif anfühlen. Teilweise sieht man gar Risse. Egal wir marschieren los.  Der Tag ist zu schön um sich mit solchen Lappalien aufzuhalten. Wie Müller beim ersten Halt seine Teleskope-Stöcke in die richtige Länge ziehe, sieht er das eine Metallspitze fehlt. Der Kunststoff der die Spitze gefangen hält, ist gerissen und teilweise weggeraspelt. Auch dies hält die Müllers nicht vor der Wanderung ab. Heute Nachmittag kommen wir sowieso beim Sportgeschäft vorbei. Dann werden die beinahe dreissig Jahre alten Wanderstöcke ersetzt.

Müllers steigen den verschneiten Winterwald hoch. Auf Pfaden die sie im Herbst beim Pilze suchen schon gegangen sind. Die Sonne scheint, aber sie vermag nicht so richtig ihre Wärme zu entfalten. Auf der Anhöhe angelangt, wenden die Müllers sich offenem Gelände zu. Hier ist der Schnee wunderbar leicht. Die Schritte strengen überhaupt nicht an. Auch nicht als das Gelände wieder ansteigt.

Plötzlich ruft Frau Müller hinter dem Müller her:
„Zack, wieder ein Bändel kaputt! Laufen kann ich noch. Ich habe noch Zwei!“

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Die beiden kommen an einem gut gefüllten Parkplatz, für die Autos der Leute welche sich auf der Loipe tummeln, vorbei. Hier gibt es auch einen Unterstand für das Loipen-Fahrzeug. Davor ein Windfang mit Tisch und Bänken. Hier setzten Müller sich um Tee zu trinken.

Bei strahlendem Sonnenschein gehen wieder weiter. Nach wenigen Metern reisst bei Müller der erste Schneeschuhriemen am rechten Fuss. Noch kein Problem, die Route führt den Hang hinunter. Der Schnee ist immer noch luftig leicht. Darauf zu gehen ein Genuss.

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Zack, erst wieder bei Frau einer, dann bei Müller der zweitletzte Riemen gerissen! Der Schneeschuh fällt vom rechten Fuss. Ende der heutigen Tour. Müllers laufen zur nahen Fahrstrasse. Zack, auch bei Frau Müller, der rechte Schneeschuh macht sich selbstständig. Entlang der Strasse laufen beide runter nach Schluchsee. Ins Dorf kommen, hat tatsächlich das Sportgeschäft noch geöffnet. Wanderstöcke sind schnell gefunden. Marke: Lecki, 79 Euro.
Für die vielen gerissenen Skiriemen finden sich kein Ersatz. Bei der Heimreise wollen sich Müllers mal beim Baumarkt für Ersatz umschauen.

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Zurück am Womo beginnen die Vorbereitungen das abendliche Fondue-Essen. Draussen schichtet Müller den vor zwei Tagen angehäufte Schnee zu einem Haufen. Aus dem formt er mit der Schaufel einen Sockel. In die Mitte wird ein Loch gegraben. Da hinein das Gestell samt Gasbrenner für die Fonduepfanne gestellt. Auf beiden Seiten gibt es genügend Platz für den Korb mit den Brotstücken und das Tablett für die Weingläser. Die Flasche Weisswein steht zum Kühlen in den Schnee. Von dem hat es im Moment noch genug. Heute Nacht soll es gar noch mehr werden. Bevor dann für morgen Tauwetter angesagt wurde.

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Punkt 17:00 Uhr startet der Schneefall. Ein kräftiger Wind Pfeift um die Wohnmobile. Der von uns gebaute Schneesockel steht vor Müllers Womo. Genau dort wo der Wind herkommt. Das hält uns nicht ab, das Fondue draussen zu essen. Auf dem Sockel machten wir das Loch, um den Brenner vor dem Wind zu schützen, noch tiefer. Mit ihren Nachbarn stossen Müllers mit Weisswein an, beginnen die Brotstücke an den Gabel im geschmolzenen Käse zu rühren. Allen mundet es.

Der Schneefall nimmt weiter zu. Alle beeilen sich mit Essen. Die Flamme vom Brenner ist inzwischen erloschen. Man schabt die letzten Rest vom Käse aus der Pfanne. „Die Grossmutter“ wie der am Boden der Pfanne angebrannte Käse genannt wird, will heute nicht so richtig schmecken. Es wird ungemütlich im pfeifenden Wind zu stehen. So steigen Müllers in ihr Mobil zurück. Unsere Nachbar laufen noch mal rüber zum Weihnachtsmarkt. Wir strecken uns nach einem Glas Wein in die Betten und schauen fern.

 

30. Dezember, Tanzstunden, ein Gefecht, Starkwind

Wetter: Regen den ganzen Tag, am Abend stürmischer Wind mit Böen und Regen
Aktivitäten: Einkauf bei EDEKA. Tauwetter setzt ein. Strassen sind voll Schneematsch und Wasser. Wir beiden bis zum Nachmittag im Womo. Dauerregen hört nicht auf.

Am Nachmittag laufen wir ins Kurhaus um vergessene Tanzschritte aufzufrischen. Davor stärken wir uns zusammen mit unseren Womo-Nachbarn im Café Hug. Wir zwei Männer gönnen uns vor der Show ein Stück Birnenkuchen.

Im Empfangsraum des Kurhauses sind wir nicht alleine. Viele Leute kommen hier her um sich im Internet einzuloggen. Das kann man während 30 Minuten. Muss aber eine Internetadresse hinterlegen.

Aus der Musiksammlung im Laptop suchen wir passende Musikstücke wie langsamer Walzer, Rock an Roll, Rumba, Fox und Cha Cha. Das Suchen der Stücke dauert länger als wir üben. Naja, ich hatte Tanz-CDs bereitgelegt , die sind jedoch daheim liegengeblieben. Immerhin üben wir bis 18:30 Uhr. Dann knurrt uns der Magen.

Zum Spass legen die Müller ein von den Anwesenden verwundert bewundertes Gefecht mit den Regenschirmen auf den Teppich.

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Kochen wollen wir zur vorgerückten Abendstunde nicht mehr. Kaufen im Lebensmittelgeschäft fein geschnittenen Schwarzwälderschinken und Fleischkäse. Beide munden vorzüglich auf Graubrot mit einem Glas Wein dazu.

Draussen vor dem Reismobil wird der Wind immer stärker. Dennoch schauen wir fern. Die Satelliten Schüssel wird dem Wind schon trotzen. Sicher ist der Müller zwar nicht, aber wer nichts riskiert lernt nichts dazu. Nach dem Krimi fahren wir die Schüssel in die Ausgangsstellung runter. Das war richtig so. Mitten in der Nacht schüttelt ein heftiger Sturm am Womo. Der Regen prasselt an die Seitenwände als ob man uns in eine Waschanlage geschoben hätte. Die Böen reissen, schütteln und rütteln. Wie der Regen um 02:00 Uhr nachlässt steigt Müller aus dem Mobil um die Schneeschaufel und die Regenschirme, welche wir triefend nass unter dem Womo deponiert hatten, in Sicherheit zu bringen.
Die Schaufel liegt am Boden, ein Schirm neben dem Fahrzeug und nicht mehr darunter. Der Tritt um an der Eingangstür besser hochzukommen liegt schief in der Landschaft. Die Abdeckblachen an der Fahrzeugfront flattern in alle Richtungen weil der Schnee welcher die Plane hätte unten halten soll weggeschmolzen ist. Das Thermometer zeigt tatsächlich um +7°C.

 

31. Dezember, Silvester
Wetter: bewölkt, trocken, warm um 6°C Temperatur stetig steigend, nachmittags sonnig.
Aktivitäten: Am Morgen sehen wir wie der Schnee geschmolzen ist. Der Wärmeeinbruch schlägt zu.

Wie jeden Tag wird die WC-Kasette geleert und das Grauwasser abgelassen. Unser Womo-Nachbar hilft die Wasservorräte aufzufrischen.

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Wir setzen uns im Womo hin, geniessen das Konzert mit klassischer Musik im Radio, Sender SWR4. Lesen und schreiben bevor wir uns draussen die Füsse vertreten. So eine Art „Aufwärmrunde“ vor dem Silvesterball im Kurhaus Schluchsee.

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Gleich wie wir loslaufen, treffen wir auf einen anderen Nachbar und seine Frau. Sie stehen mit ihrem Womo in unserer Reihe und wollen eine Wanderung zum Riesenbühlturm unternehmen. Wir schließen uns ihnen an. Inzwischen scheint die Sonne. Der Aufstieg zum Turm führt über Eisplatten die bei dem Tauwetter die Wege und Sträußchen überzogen haben. Es ist nicht ungefährlich. Für die Frau Nachbarin sägen wir mit dem Schweizersoldatenmesser eine Wanderstock zurecht. Sie freut sich über die zwar schwere aber stabilere Gehhilfe. So kommen wir gut voran. Das Plaudern verkürzt die Zeit.

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Oben auf dem Turm sieht man rundherum in den Hoch-Schwarzwald. Der Schluchsee glitzert im Sonnenlicht. Wir schauen in alle Himmelsrichtungen. Herrlich diese Aussicht.

Wie erwartet ist der Abstieg wegen den Eisplatten schwieriger als der Aufstieg. Wir gehen vorsichtig und konzentrieren uns auf jeden unserer Schritte. Die müssen wir möglichst in den angehäuften, nicht geschmolzenen Schnee am Strassenrand setzten. Unten im Dorf trennen sich unsere Weg. Herr und Frau Nachbarin wollen ins Café am See. Wir ziehen uns in unser Womo zurück. Geniessen Espresso und die letzten Weihnachtsguetzli.

Dann legen wir uns auf unsere Betten und dösen eine Stunde. Wir wollen möglichst ausgeruht an den Silvesterball der um 19:30 Uhr beginnt. Büfett und Tanzmusik garantiert. Erst müssen wir uns schick machen. Rasieren, Haare waschen etc.

Noch schnell alle Handy-Nachrichten ansehen und welche abschicken, dann die Klamotten angezogen, die Tanzschuhe und Regenschirme eingepackt. Wir machen uns auf den Weg. Die Gehsteige sind aper und trocken. Trotzdem packt Frau Müller noch einen kleinen Schirm zu den Tanzschuhen.

Vor dem Kurhaus ist ein Car aus Rottweil vorgefahren. Die Partygäste kommen demnach von weit her. Wir ziehen unsere Tanzschuhe an, legen unsere Jacken mit dem Sack samt kleinem Regenschirm in dem auch die Gehschuhe warten müssen an der Garderobe auf die Theke. Schwupp werden die Sachen gegen ein kleines Entgelt aufgehängt. Es kann losgehen.

Wir sitzen am Tisch Nr. 1. Die Tanzfläche grenzt unmittelbar an den Tisch. Wir haben so freie Sicht auf die Tanzschritte der sich über das Parkett bewegenden Paare. In diesem Jahr sitzen mit uns umgänglich, freundliche Leute zu Tisch. Wir Schweizer finden schnell Kontakt.

Erst gibt es einen Vorspeiseteller mit allerlei Leckereien. Dazu Brötchen, eine Flasche Mineralwasser und ein Glas Sekt.

Noch bevor das Buffet eröffnet ist, stürmen die ersten Leute dorthin und beginnen mit der Plünderung. Wir warten erst auf einen günstigen Moment, dann begeben auch wir uns auch ins Gewusel. Das Salatbuffet klein aber fein. Auf die Steinpilzsuppe verzichten wir. Obschon, duften tut sie verführerisch. Dieses Mal ist das Fleisch wirklich rosé gebraten. Wie angekündet. Letztes Jahr war es etwas zäh geraten. Wie zu erwarten, gibt es Leute die sich mokieren weil das Fleisch nicht durchgebraten sei. Wie heisst es: „Allen Leuten recht getan …….“
Das Dessertbuffet ist wie das Salatbuffet nicht riesig. Ergibt jedoch eine schöne Auswahl. Wir bedienen uns in erster Linie an den Platten mit Früchten und dem Cassata. Man kann auch flüssige Schokolade dazu geben.

Zwischen den Menügängen spielt die Live-Band zum Tanz. Auch Müllers holen sich bei Dreh- und anderen Bewegungen noch mehr Appetit.

Schnell rückt die Zeit voran. Mit dem Bandleader zählen wir laut die letzten zehn Sekunden des alten Jahres 2017 rückwärts. Bei Null halten alle einen kurzen Moment inne um einander darauf reihum ein gutes neues Jahr zu wünschen.

Draussen wird ein kleines Feuerwerk abgebrannt. Darob drängen sich viele Leute an die Fenster oder dem vorgelagerten Balkon. Was da an Geld in die Luft geht? Von Umweltbelastung nicht die Rede! Zurück am Tisch leeren Müllers das Sektglas. Schauen noch eine Weile den Tänzern zu. Dann räumen auch wir unseren Tisch, als letzte von Tisch 1, machen wir uns auf den Heimweg. Alle anderen Tischnachbarn sind bald nach 00:00 Uhr gegangen.

Um 02:00 Uhr sind auch wir im Bett. Draussen regnet es.

überraschend

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Die Bilder der Reiter erinnern Müller an einen Ferientag in Tunesien. Dort gibt es zugegeben selten Schnee.  Damals  auch nicht, als er im Frühherbst am Strand der Ostküste Halt machte.
Pferde aber, die gab es dort wie hier und etwas anders gekleidet Reiter versteht sich.

Der Wecker klingelt auf dem schmalen Nachttisch im Zimmer des Hotel Port El-Kantaoui, wo Müller für zwei Wochen Urlaub einquartiert ist. Wie bei anderen Ferienaufenthalten kann er es nicht lassen, auch hier frühmorgens mit leichten Laufschuhen an den Füssen, rennend die Umgebung zu durchstreifen. Die Schuhe fanden im Fluggepäck neben der Badehose problemlos Platz. Bei angesagten tagesmaximal Temperaturen um 40°C am Ferienziel, galt es beim Kofferpacken nur sommerliche Kleidungsstücke zu verstauen.
Es ist nach fünf Uhr morgens. Im Park des Ferienhotels hält die Morgenstille inne, wie sich Müller bei der Mauer zum Sandstrand mit Arm-, Rumpf- und Beinbewegungen aufwärmt. 10 Minuten genügen. Vom Meer hört man das gleichmässige Geräusch vom Ausrollen der heute kleinen Brandungswellen auf den Sandstrand. Über den östlichen Horizont steigt die Sonne höher wie  er sich auf seinen Weg macht. Die Lufttemperatur ist angenehm. Die Luftfeuchtigkeit erträglich.
Die Profilsohlen der Laufschuhe greifen den Boden dort am besten, wo Wasser aus der ausrollenden Welle wieder zurück ins Meer fliesst. Da ist der Sand hart, wie Müller schnell bemerkt. Weiter oben am schräg zum Meer abfallenden Ufer ist der Sand von der Sonne ausgetrocknet, so locker, dass der Schuh bei jedem Schritt einsinkt und die Vorwärtsbewegung sehr anstrengend wird.

Müller läuft auf dem schmalen Streifen harten Sand in Richtung Norden. Ab und zu, wenn eine Welle höher als Andere ans Ufer hochsteigt, muss er nach links ausweichen um nicht Wasser in die Schuhe zu bekommen. Gedankenversunken schaut er mal auf das Meer zu seiner Rechten, dann nach links, wo eine Hotelburg nach der anderen im Blickfeld auftaucht. Nach einigen hundert Metern ändert der Baustil der Häuser. Bald sind bloss noch  einfache, kleine Ziegelhäusern mit Blechdächern zu sehen.
Unerwartete Rufe, untermalt von unbekannten Geräuschen drängen von hinten in Müllers Ohren. Die Rufe werden schnell lauter. Wie er sich im langsamen Schritt umdreht, um nach dem zu schauen was sich nähert, bleibt er wie angewurzelt stehen. Bewegt sich weder nach links noch rechts.
Meter vor seinem Standort teilt sich eine Pferdeherde in vollem Galopp in zwei etwa gleich grosse Gruppen. Die Pferde am langen Zügel von zwei Reitern geführt, donnern ohne zu zögern rechts und links vorbei. Von der Meerseite, welche die eine Gruppe eingeschlagen hat, wird der verdutzte Müller mit Salzwasser geduscht und gleichzeitig auf der anderen Seite mit stiebendem Sand eingedeckt. Wie er sich verstört in die Richtung umdreht wo er heute hinlaufen will, haben sich beiden Pferdegruppen wieder in einer Herde vereint und verschwinden hinter einer Gischt- und Staubwolke.

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Müller läuft mit erhöhter Anzahl Herzschlägen weiter in die Richtung welche  Pferde und Reiter verschwunden sind. „Was wäre, wenn ich nicht stehen geblieben und statt dessen seitlich das Ufer hoch gerannt wäre?“ Die Gedanken drehen noch eine Weile Runden in seinem Kopf. Bis sich auf von Links ein breites Flussbett aus dem Landesinnern auftut und Müllers Blick sich im Laufen dorthin wendet.

Ein Reiter auf einem trabenden Pferd, winkt mit der Peitsche in der einen Hand. Mit der Anderen die Zügel führend, kommen beide, quer durch das ausgetrocknete Flussbett reitend, auf Müller zu. Es ist einer der Beiden welche zuvor mit ihren Pferden an ihm vorbei galoppierten. Erst versteht er den Mann auf dem Pferd überhaupt nicht. Das Wortgemisch von Französisch – Englisch und Deutsch klingt fremd. Nach weiteren Worten des Reiters, unterstützt von schwungvollen Gesten mit seinen Armen, dämmet es.
Es ist eine Einladung mit ihnen zu reiten.

Was nun? Müller ist des Reitens nicht mächtig!

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