Die Sonne steht steil am Himmel. Die Füsse im kühlen Nass balancieren auf geschliffenen Kieseln welche schon hunderte von Jahren hier im Wasser liegen. Geschäftig schleppen Kinderhände Steine aus der Umgebung an den Bachlauf. Dort wo er in den See mündet werden die Steine als Kreis abgelegt. Sie ragen so aus dem Wasser, dass sich der Bach seinen Weg durch die winzigen Abstände zwischen den Steinen suchen muss.
„Alle bereit?“, ruft Müller worauf die Mädchen und Buben in den See hinausschwimmen. Kein Wort wird gesprochen. Ruhige Schwimmbewegungen, die Bande weiss genau was zu tun ist. Sie formiert sich im See zu einem Halbkreis und schwimmt langsam ans Ufer zurück. Die Kinder nehmen Kurs auf den Bachauslauf. Nur noch wenige Meter bis zum Ufer, Müller ruft: „Schnell, und los!“ Alle machen heftige Schwimmbewegungen, sobald sie Boden unter ihren Füssen spüren, rennen sie zum steinernen Kreis am Seeufer. Seeforellen schiessen mit eleganten Schwanzschlägen seitlich der Strampler davon. Einige in Richtung der Öffnung zum See im Steinkreis. Das Wasser schäumt. Müllers Kameraden schliessen die Öffnung mit Steinen.
Mädchen und Buben nach Atem ringend schauen enttäuscht in den Kreis. Kein Fisch drin. Zweiter Versuch, wieder kein Glück. Nicht eine Seeforellen verirrt sich in den Kreis. Also anders rum. Die Öffnung zum See wird geschlossen, dafür entsteht eine Neue zum Bachlauf hin. Die Kinderbande rennt dem Bachufer ein paar hundert Meter entlang, steigt ins Wasser und marschiert im Bach an den See zurück. Wer sich traut fasst beherzt unter die Uferböschung um die Bachforellen zu fassen oder aufzuschrecken. Einige der irritierten Fische landen von Kinderhand in der Wiese neben der Böschung oder durch stampfende Füsse im Steinkreis am Seeufer. Die Bande füllt die mitgebrachten Eimer mit Wasser. Unter Anleitung von Müller werden die Forellen verteilt. Stolz ziehen die Mitstreiter mit ihren Beuteanteilen von dannen.
Müller bringt seinen gefüllten Eimer in Mutters Küche. „Woher die Forellen?“ will Mutter Müller wissen. „Vom Bach“ antwortet Müller, obschon er den Unterton in der Stimme seiner Mutter sofort bemerkt hat. Noch bevor er sich aus dem Staub machen kann wird sein linkes Ohr von Mutters Hand erfasst und in ihre Richtung gezogen. „Bürschchen solche Fische mag ich nicht! Dorthin zurück wo du sie her hast.“ Mit dem Eimer und den darin schwimmenden Forellen tritt Müller vors Haus wo er auf seinen besten Freund trifft. Der hat auch ein feuerrotes Ohr und seinen Fischeimer samt Beute in der Hand. Beide Jungen laufen zum Bach. Drehen dabei ihre Köpfe in alle Richtungen. Im Nu ist der Eimer-Inhalt wieder dort wo er hingehört.
Es ist trotz der roten Ohren der Jungen Glückstag. Der Fischereiaufseher arbeitet heute als Jagdaufseher im Wald und hat nichts bemerkt.
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