„Grüezi Frau Wankmüller“, ruft der Junge dessen Nasenspitze gerade Mal die Höhe der Verkaufstheke erreicht, der Frau mit dem geflochtenen Haarkranz zu.
„Hier meine Tasche mit dem Einkaufszettel und dem Geld.“ Frau Wankmüller lehnt über die Theke um dem Buben, der sich auf seine Zehenspitzen gestellt hat, die Tasche abzunehmen. „Schauen wir“, murmelt sie. „Ein Kilo Mehl vom Feinen, ein Kilo Zucker dazu Weinbeeren. Dein Muetti will Kuchen backen.“ „Weiss ich nicht“, antwortet der Junge in der kurzen Hose. Frau Wankmüller ist seit Jahren verantwortlich für den, oder besser gesagt ihren KONSUM und kennt den Buben von der anderen Strassenseite gut. Der ist inzwischen so gross geworden, dass er alleine über die Hauptstrasse einkaufen gehen darf.
Nebst der Einkaufstasche gibt ihm seine Mutter immer Papier- oder Stoffsack mit, in welche Frau Wankmüller die Lebensmittel packt, wenn sie diese mit grossen Masslöffeln aus den in Kippfächer stehenden Säcken oder den Schubladen an der Wand geschöpft hat. Fasziniert schaut ihr Klein-Müller bei dieser Arbeit zu, ohne je daran zu denken, dass für ihn, das mit den Papier- und Stoffsäcken in ein paar Jahrzehnten ein ziemlich ernstes Thema sein wird.
Heute morgen hat Müller die über zwei Wochen gesammelten zeitgemässen Verpackungen des Jahres 2013 fein säuberlich geordnet zum Abtransport bereit gestellt. Behälter in Form von Flaschen und Dosen aus Kunststoff, Glas oder Pappe, dazu Metalldosen, Altpapier, Karton, Zeitungen und die nichtmehr dampfen wollende Laura stehen oder liegen da, wie Müller sich der alten Zeiten erinnern muss. Damals, als er zum Einkauf nebst der Einkaufstasche noch die passende Verpackung für die Lebensmittel zu Frau Wankmüller auf die andere Strassenseite mitgenommen hat. 50 Jahre später muss keiner mehr Packmaterial für den Einkauf mitnehmen, sogar auf dem Gemüsemarkt erhält Müller eine Plastiktüte. Meist stecken die Produkte seiner Begierde in betörenden Umhüllungen die zuhause vor allem eines, den gebührenpflichtigen Abfallsack zum überlaufen bringen.
Einen Teil des müllerschen Abfallberges sortiert der Müller in ständiger Kleinarbeit und kann so ein paar Geldmünzen vor den Abfallgebühren retten. Dank seiner selber auferlegte Sparaktion muss er sich bloss noch, und dies ist immer wieder ein lohnendes Erlebnis, in die Schlange der müllenden Leute im Ökihof einreihen. Das wird jedoch eine andere Geschichte.
Es ist wirklich zum wahnsinnig werden. Zwei Drittel von dem, was im Kehrrichtsack landet, sind Verpackungen aller Art, die nicht separt entsorgt werden können.
Wenn alle so artig Abfall trennen würden, wie das der Müll-Müller vorgibt, hätte dieses Land gewiss weniger Probleme mit der immer ärgen werdenden Verdreckung und die Landwirte bräuchten nicht ständig den Tierarzt, der ihren Kühen Aludosen und Petflaschen aus den Mägen entfernt.
Das Flohnmobil musste sich auch schon wiederholt über die Nach-mir-die-Sintflut-Mentalität vieler Zeitgenossen aufregen.
Zum Beispiel hier: http://flohnmobil.wordpress.com/2012/08/20/from-hero-to-zero/
und hier: http://flohnmobil.wordpress.com/2012/03/16/ein-volk-der-schweine/
Da sind wir schon zu Zweit. Ich hab einem Bauer zugeschaut, der hat den Müll aus seiner Wiese zurück an den Strassenrand geworfen. Noch besser der, welcher den Unrat an der Strasse in einem grossen Drahtkorb zur Schau stellt.
Konsum! Zack, die nächste Erinnerungsschublade aufgerissen! Herr Müller, Sie unterwandern hier leisesilbrig meinen Plan des Heimlichlesens! Das kann nur durch ungefragtes Fährtenaufnehmen geahndet werden. Ein harsches Urteil, ich weiß, aber betrachten Sie es bitte hiermit als vollzogen.
Jedwedenprotestabwimmelnde Grüße, Ihre Frau Knobloch.
Stirnklatschender Nachtrag: Der Konsummüll, er läßt mich Schimpftiraden geysiren. Gerne auch direkt beim Verbraucher. Die Ihre aus dem foliefreien Floratelier.
Um folienabstinent zu bleiben kaufe ich gern auf dem Bauernmarkt. Dort kommen Frucht und Gemüse direkt, ohne Schwitzmäntelchen, in den gut belüfteten Einkaufskorb zu liegen.
So wird es auch hier in Lipperlandien gehändelt. Weil ja nur jeder bei sich im kleinen anfangen kann…
Kleinvieh macht halt auch Mist.
Der Müller mag alle und jede Reaktion. Dürfte ein Kinderspiel sein. Die Fährte ist ja nicht so lange. Jeden falls die vom Müller.