Nachmittag, die Schulhausglocke läutet zum Unterricht. Die Schüler nehmen in ihren Schulzimmern die Plätze ein. Der Unterricht beginnt, alle sind konzentriert am Arbeiten. Das bisschen Tatüüü von der Hauptstrasse lenkt nicht von den gestellten Aufgaben ab und ist schnell vergessen.
Auf dem Nachhauseweg fällt auf wie sauber die Männer der Müllabfuhr gearbeitet haben. Alles vom Strassenrand geräumt. Kein Gerümpel mehr zu sehen. Zuhause öffnet KleinMüller die Wohnungstür. Tritt in den langen Flur und bringt vor Schreck den Mund, den er zum Grüezi und Hallo rufen geöffnet, nicht mehr zu. Mutters Hand greift blitzschnell aus heiterem Himmel KleinMüllers Schläfenhaar und dirigiert damit ihren Sohne-Mann in die Küche. Die Hand, deren Finger das Haar halten, hebt sie langsam höher und lässt dabei keines der „Zännihöörli“ aus den Fingern gleiten. KleinMüller muss auf seinen Zehenspitzen balancieren. Die Haut an seiner einen Schläfe beginnt wie Feuer zu brennen. „Aua“, schreit er noch nicht wissend was der Auftritt seiner Mutter bedeutet. Ihre Augen tief schwarz, die Brauen darüber zusammen gezogen während sie weiter schimpft. Etwas Schlimmes muss passiert sein.
„Das gibt einen Eintrag ins Strafregister“, zischt es zwischen Mutters Lippen hervor, „du bist straffällig geworden mein Sohn. Die Polizei wird dich holen. Du wirft was erleben!“ Wie ein Häufchen Elend sitzt KleinMüller auf dem Küchen-Tabouret als Mutters Hand losgelassen hat. Nun bekommt er von ihr den Grund für ihr aussergewöhnliches Handeln geschildert. Ein Nachbar der neben der Spiel-Scheune der Jungs wohnt, beobachtet wie die Versuche scheiterten die Holzwolle anzufeuern. Er hat keine Zeit zuzuschauen. Das Mittagessen wird von seiner Frau angerichtet und eben auf den Tisch gestellt. Die Speisen riechen verführerisch. Er geniesst die feine Mahlzeit. Nach dem Mittagessen will er, bevor er sich zu seinem Schläfchen zurück zieht, wie gewohnt das Geschirr abzuwaschen. Dazu kommt er heute nicht, ein grauer Rauch zieht vor dem Küchenfenster hoch. Mit einer Vorahnung schaut er von einem anderen Wohnungsfenster zur Scheune rüber. Die ist im dichter gewordenen Rauch kaum noch zu sehen. Er rennt das Treppenhaus hinunter rüber zur Scheune. Seine Küchenschürze flattert ihm noch umgebunden um seine Beine. Die Rauchquelle, die Holzwolle brennt inzwischen lichterloh. Flammen schlagen aus dem Betonrohr.
Andere Nachbarn sind ebenfalls auf den Rauch aufmerksam geworden und rufen die Feuerwehr. Der zum Brand gerannte Nachbar reagiert schnell. Er nimmt die Kartonschachtel welche noch neben der Betonröhre liegt, faltet sie flach zusammen und legt sie auf den rauchenden Schlot. Wie das Auto der Feuerwehr um die Strassenecke biegt, sind die Flammen bereits erstickt. Der Rauch beginnt aus der Umgebung abzuziehen.
Anwesenden diskutieren die Umstände, derweil die Feuerwehr tatenlos abrücken muss. Niemand weiss wie die Holzwolle hier her gekommen und in Brand geraten ist. Während heftig diskutiert und die wildesten Gerüchte und Vermutungen ihren Weg in die Köpfe der Leute findet, entfernt sich der Nachbar mit der inzwischen ausgezogenen Schürze in der Hand. Er begibt sich zu KleinMüllers Mutter. Erzählt Ihr die Vorkommnisse und gibt den Ratschlag ihrem Sohn tüchtig die Leviten zu lesen, damit der künftig im Umgang mit Feuer mehr Sorgfalt walten lässt.
Der temperamentvolle Auftritt seiner Mutter, mit Schilderung von Polizei und Strafregister, der ist beim Müller noch heute in bester Erinnerung, man kann auch sagen „eingebrannt“. Obschon er damals weder die Polizei noch den Strafrichter näher kennenlernte durfte.