Früh am Morgen, Augenpaare schauen an Gitterstäben vorbei durch ein weit geöffnetes Fenster. Durch dieses dringt ein betörender Duft in die Nasen der Schauenden. Unter den Gesichtern am Fenstergitter ist auch das von KleinMüller. Heute war er einer der Ersten beim Sims, in das die Gitterstäbe vor dem offenen Fenster eingelassen sind und hat so freie Sicht in den hell erleuchteten Raum dahinter.
Dort arbeitet konzentriert, trotz der vieler Gaffer ein junger Mann an einem langen Tisch. Gekleidet mit einer hellgrau Hose mit feinen schwarzen Quadratmuster. Sein Oberkörper ist mit einem weissen T-Shirt bedeckt. Auf dem Kopfe trägt er einen Hut aus Papier. Mit Eifer und viel Geschick legt er nacheinander meterlange dünne Biskuit-Streifen über die darunter liegenden, welche er zuvor mit einer gelbfarbigen, cremigen Schicht bestrichen hat. Den ersten beiden Schichten folgt die dritte und vierte. Die wird an Stelle der cremigen mit einer dicken zuckrigen Glasur bestrichen. Die Augen der jungen Zuschauer leuchten wie der Mann seine Arbeit beendet und beginnt die Süssigkeit in Stücke zu schneiden. Der Anfang und das Ende sind zu kurze Schnitten um verkauft zu werden und auf die hat es, wie alle anderen, auch der KleinMüller abgesehen.
„Mir auch“, rufen Kinder durch das Fenster! Strecken ihre Arme durch die Fenstergitter dem Mann entgegen, wie der die Abschnitte auf einem hölzernen Schneidebrett zu den Wartenden ans Fenstersims bringt. Dieses Mal umfasst KleinMüller ein Stück mit allen Fingern seiner Hand. Nicht wie letztes Mal als er nur mit Daumen und Zeigefinger das klebrige mit Zuckerguss bestrichene oberste Biskuit festhielt um die Schnitte vom dargebotenen Holzbrett zu nehmen und dabei zusehen musste wie die unteren Teile samt Zwischenschichten auf dem Plattenboden der Backstube aufschlugen. Die, welche ein Stück cremige Schnitte ergattert haben, wenden sich rasch mit ihrer Beute vom Fenster weg und schieben sich genüsslich die Süssigkeit in den Mund.
Mit einem Nicken, denn der prall gefüllte Mund lässt keine verständlichen Worte zu, pflichtet KleinMüller seinen Kameraden bei: „Alle wollen wir Konditoren werden, so gibt es täglich frische Crème-Schnitten zu naschen.“