Kleinmüller wirft den Haken samt Brotbällchen, Blei und Schwimmzapfen an der Angelschnur ins Wasser. Das weisse Lockbällchen am spitzen Haken ist schnell durch den Zug des Bleigewichtes in der Tiefe verschwunden. Der bunte Zapfen an der Wasseroberfläche kippt von einer Seite zur Andern. Er entfernt sich langsam vom Ufer in den See hinaus. KleinMüller setzt sich auf einen Stein der in den See hinein ragt und beobachtet was der rotweisse Schwimmer so tut. Der tut nichts. Teilnahmslos schwimmt er aufrecht stehend auf der Wasseroberfläche. Nach ein paar Minuten dreht KleinMüller die Angelschnur zurück auf die Rolle an seiner Rute. Wie der Haken aus der Tiefe an die Wasseroberfläche kommend, ist der Köder weg. Ein neuer wird montiert und zu Wassergelassen. Diesmal treibt der Schwimmer in Ufernähe im Wasser. KleinMüller sieht in der Tiefe kleine Fische zum Brotköder schwimmen. Sie lassen sich vom spitzen Haken nicht aus der Ruhe bringen. Fressen die ganze Brotkugel weg und verschwinden.
KleinMüller lässt sich nicht lumpen, steckt einen neuen Köder. Fischen brauche Geduld, sehr viel Geduld erklärte im sein Nachbar vor ein paar Tagen. Von ihm hat er die einfache Erstausrüstung bekommen. Also warten und dem Schwimmer nachschauen.
Einen Moment fallen dem Jungangler die Augen zu. Wie er wieder auf das Wasser schaut ist der bunte Zapfen verschwunden. Er spürt wie die Angelrute in seinen Händen von ihm wegzogen wird. Mit aller Kraft der linken Hand zieht er die sich biegende Rute zurück und beginnt mit der anderen Hand möglichst langsam an der Rolle drehend die Angelschnur einzuholen. Die Spitze der Rute biegt sich bedrohlich zur Wasseroberfläche nieder. Geschickt lässt KleinMüller die Schnur wieder etwas ab der Rolle laufen. Diesen Vorgang hat er seinem Nachbar abgeschaut. „So kannst du den Fisch müde machen“, hat er erklärt. Doch dieser Fisch will nur eines. Schnell den Haken los werden. Vor KleinMüller reisst die Schnur mal nach rechts, dann links weg. Das Hin und Her dauert. KleinMüller sieht im Wasser den sich windenden Fisch. Der wehrt sich zappelnd als er aus dem Wasser gehoben wird. Die Angelrute biegt sich bedrohlich. Eine Frage der Zeit bis der Bambus splittert. Jungangler Müller weiss sich zu helfen. Er zieht den Fische über die Uferböschung an Land und lässt ihn so liegen.
Wie er den ziemlich langen Fisch an Land zappeln sieht, wird ihm klar dass er noch nie einen Fisch vom Haken genommen hat. Ratlos steht er erst noch einen Moment vor dem sich windenden Fisch. Dann rennt er los. Zurück in die Wohnung wo Mutter gerade das Frühstück vorbereitet. Die Wohnungstür aufstossend ruft er laut: „Einer hat angebissen, Hilfe ich bekomme ihn nicht vom Angel!“ Mutter ruft: „Ich komme“. Macht sich hinter ihrem Sohn, der voraus rennt auf den Weg zum Seeufer. Dort steht KleinMüller und schaut nur dämlich auf die Szene die sich an der Uferböschung abspielt.

Über dem geangelten Fisch oder besser was davon noch übrig ist, wacht fauchend die Katze der Nachbarin. Ein grösseres Stück vom Fisch ist bereits verschwunden. Vermutlich in den Bauch der Katze. Die buckelt und lässt niemanden zum Fisch.
KleinMüller ist irgendwie froh darüber. Fische fangen ist das Eine, diese vom Haken nehme und umbringen das Andere. Vor letzterem fürchtet sich Müller noch heute. Drum hat er seit damals keinerlei Fischereiutensilien mehr in Gebrauch gehabt.
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