alles im Griff?

Neben rissigen Händen vom steten Hände desinfizieren und teils langen Warteschlangen beim Einkauf, nervten bloss die geschlossenen Landesgrenzen den Müller in den letzten Wochen so richtig. Nix mit einsteigen um wie geplant mit dem Reisemobil wegzufahren. Daheim bleiben. Warten, auf die nächste behördliche Ansage.

Ach waren wir solidarisch, verantwortungsbewusst, trauten uns kaum vor die Haustür. Putzten, schrubbten alles was uns in unseren vier Wänden in die Quere kam. Verwundert Augen reiben wenn der Nachbar schon wieder Toilettenpapier nach Hause schleppt. Bis Müllers irgendwann der Geduldsfaden riss. Mutig stiegen wir ins Reisemobil. Fuhren los um die nahe Landschaft zu erkunden. „Das Gute liegt ja doch so nah!“, wie Herr Goethe mal schrieb.

Erste Station: unser Hausberg, ein prima Plätzchen. Traumhafte Sonnenuntergänge, knackige Radtouren, schöne Wanderungen und lauter nette Passanten.

Zweite Station: der Berg neben unserem Hausberg, ein PW-Parkplatz. Alles wie bei der ersten Station. Allerdings ohne Sonnenuntergänge weil wir in einer Mulde standen.

Dritte Station: auf einem Platz, auf dem im Winter täglich hunderte Autos von begeisterten Skilangläufer abgestellt sind. Einheimische finden sich täglich bei uns zum Schwatz ein. So erfahren wir, dass der Bach am Rande des Platzes aus einer nahen Quelle entspringt. Das Wasser ohne Bedenken getrunken werden kann und die Toilettenanlage beim Schulhaus geöffnet ist.

Vierte Station: auf einem ausgewiesenen, geöffneten Stellplatz mitten in den Bergen, einem der ganz wenigen in CH. Die ersten Tage dort waren ein Genuss. Am Wochenende standen jedoch viel mehr Wohnmobile als die vorgesehenen fünf auf dem Platz. Die Gemeinde schickte die überzähligen weg. Weil sich die Stimmung unter den Anwesenden aufheizte, verliessen auch wir den Platz. Fuhren das Tal hoch zu einem Holzlagerplatz. Hier standen wir zwei Nächte ungestört.

In den kommenden Wochen wurde wegen geschlossener Campingplätze der Unmut vieler Schweizer Wohnmobil-Fahrer in die Medien getragen. Leider bekamen sie von behördlicher Seite kein Gehör. Man gewann den Eindruck, dass in den Ämtern niemand einen Schimmer Wissen vom Betrieb auf einem Campingplatz oder dem Umgang mit einem autarken Wohnmobil hat. Während den Auffahrtstagen führte der Aufmarsch vieler Mobile in verschieden Kantonen zu chaotischen Zuständen. Geldbussen und Anzeigen hagelte es Schweiz auf, Schweiz ab.

„Machen Sie Ferien in der Schweiz!“, der Aufruf eines unserer Bundesräte in den letzten Wochen klingt da wie Hohn. Lieber Herr Bundesrat, es kann sich in der teuren Schweiz nicht jeder Ferien im Hotelzimmer leisten! Da weicht man gerne auf Wohnmobile aus. Aber für die gibt es hierzulande, auch wenn die Campingplätze offen sind, zuwenig Platz.

Folglich warten viele, auch die Müllers, bis am 15. Juni die Grenzen geöffnet sind. Nichts wie weg. Schweifen wir in die Ferne, in Länder die es schätzen und wissen was sie an Fahrer von Wohnmobilen haben. Wo wir mit Hurra, siehe unten, begrüsst werden und nicht Fahrende zweiter Klasse sind.

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  • Den „Tannenzapfen-Flitzer“ und das „Hurra-Mädel“ kaufte Müller den Kindern bei Stellplatz drei ab. Sie durften die letzten Wochen nicht die Schule besuchen, bastelten die Figürchen und boten sie am Strassenrand zum Verkauf. Klasse Idee!

8 Kommentare zu „alles im Griff?“

  1. Hallo liebe Müllers, oft ist es in der nahen Heimat am Schönsten und man braucht erst diese Momente um es wieder zu entdecken. Das mit den geschlossenen Campingplätzen scheint ja überall so gewesen zu sein. Jetzt geht die Grenze ja bald wieder auf. Der Aufruf „machen Sie Ferien in der Schweiz“ hat mich auch überrascht. Gilt das auch für Wohnmobile, denn Wohnmobilplätze gibt es ja nicht gerade zu viele 😉 ? Gruss Wolfgang

    1. Lieber Labby,
      unsere Bundesbehörde würde es gerne sehen wenn wir unsere Ferien hierzulande verbringen würden um unsere Fränkli hier auszugeben. Wie von dir richtig bemerkt, sind hier die Plätze für Wohnmobile ein rares Gut. Um deren Förderung ist es leider schlecht bestellt. Klar dass sich darum nächstes Wochenende viele Momo-Fahrer aus CH auf den Weg ins Ausland machen. Bundesrätlicher Aufruf hin oder her. Mit Gruss der Müller

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