Vom Regen in die Traufe

Wir machten uns von BARGA in Richtung Süden auf. Um nach POMARANCE zu kommen nahmen Müllers nicht den direkten Weg unter die Räder. Über LUCCA fuhren wir auf die Autostrada und auf ihr vorbei an PISA nach CECINA nahe am Meer. Von da wieder ins Landesinnere Richtung VOLTERRA. Kurz davor wieder nach Süden bis ins erwähnte Städtchen POMARANCE. Der Ort liegt auf einem Hügel. Der Stellplatz ist ortsnah. Sehr sauber und man kann hier sogar duschen.

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Wie die Müllers eintrafen, liefen viele Radfahrer im Stellplatzgelände herum. Das an diesem Tag ausgetragene Radrennen ging vor einer Stunde zu Ende. Alle wollten vor der Siegerehrung duschen um herausgeputzt an der Pastaparty teilzunehmen. Uns plagten derweil andere Sorgen.

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Wir hatten vor hier drei mal zu nächtigen. Die Gebühr dafür schlappe 30 Euro. Der Automat gibt einem die Vorgehensweise für den Bezahlvorgang sogar in deutscher Sprache vor. Alles paletti, denkste. Flugs ein 20 + ein 10 Euroschein bereit gelegt und für die Karten-Kaution nochmal ein 5 Euroschein. Es verhält sich so, alle Leistungen am Sanitärhaus müssen mit dieser Karte gestartet werden. Toilettenbesuch, duschen usw.
Alles klar, los geht die Automatenfütterung. Zur Erinnerung, drei Tage kosten dreissig Euro plus Karten-Kaution. Zuerst den 20 Euroschein in den Schlitz. Weg ist er. Dann der 10 Euroschein in den Schlitz. Weg ist er. Dann den dritten Schein, der 5er. Kommt wieder raus. Umgedreht, rein in den Schlitz. Wieder raus. Längsgedreht, rein und was passiert? Wieder raus!
Was nun? Müllers haben nur den einen 5 Euroschein. Keiner der vielen Radfahrer wollte unseren 5er gegen einen anderen 5er tauschen. Nach Minuten der Verzweiflung drückte der Müller die Taste „Abbruch“. Was passierte?
Der Automat schepperte, begann zu zirpen und schob einen Zettel aus dem Ticketschlitz. Auf dem stand geschrieben, dass die Müllers 30 Euro Kredit hätten. Die 20er und 10er Noten behielt der Automat zurück.
Müller standen wie der Depp vor der Kiste. Konnten nichts machen ausser überlegen. „Wie und wo bekommen ich den Kredit ausgezahlt?“

Die Platzkarte für eine Nacht, 15 Euro, bekamen wir dank einer netten Passantin, die uns eine ander 5er Note tauschte, doch noch aus dem Kasten.

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Andern Tags ging die Geschichte wie folgt weiter. Müllers gingen Hand in Hand auf das Gemeindeamt in der Stadt. Zeigten die auf dem Google-Übersetzer vorbereitet Kurzgeschichte zum gestrigen Vorgang und den „Kreditzettel“ des Parkschein-Automaten der erst besten Empfangsdame, die nach kürzestem überlegen die Müllers zum nahe gelegenen Polizeiposten schickte.
Die Polizistin, mit einer pinkfarbenen Brille auf der Nase, stand an der Schaltertheke und meinte auf dem Gemeindeamt werde uns bestens geholfen. Die Müllers erklärten mit Händen und Füssen, dass sie schon dort gewesen sind. Die Stirn der Beamtin legte sich in Falten. Sie verschwand im Büro hinter dem Schalter. Gesprächsfetzen drangen bis zu den wartenden Müllers. Schliesslich kam die Frau mit einem Zettel zurück. Auf diesem stand der Name und die Telefonnummer und die Adresse des Verantwortlichen auf dem Bauamt. Oben das Bild vom Schild an seiner Bürotüre.

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Und so sah es in seinem Büro aus. Die Dame auf dem Bild ist nicht etwa die Sekretärin des erwarteten Beamten. Es ist Müllers Frau die sich über die Ordnung im Büro köstlich amüsierte. Nach einer guten halben Stunde, tauchte Herr Cappellini auf. Lautstark auf Italienisch erklärend was ihn aufgehalten habe. Wir verstand nur Bahnhof, hielten ihm aber mutig den Google-Übersetzer und den „Kreditzettel“ hin und oh Wunder er begriff sofort. Nahm den Schlüsselbund vom Tisch ging zum Schrank Inder Ecke. Öffnete diesen und nahm von einem mit Geld gefüllten Teller auf dem untersten Tablar 30 Euro. Drückte die Geldschein der Frau Müller in die Hand, verabschiedete sich und verliess, sich nochmals lautstark entschuldigend, das Büro.

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Erleichtert und überrascht spazierten Müllers zurück zum Wohnmobil. In POMARANCE wollten wir das wieder erlangte Geld nicht ausgegeben, schon gar nicht am Parkschein-Automaten. Also ging die Fahrt weiter.

15 Kommentare zu „Vom Regen in die Traufe“

  1. Das ist ja eine Geschichte. Aber schön, dass nochmal alles gut ausgegangen ist. Ähnliches gibt es auch an Tankstellen. Deshalb tanke ich auch nicht gerne mit „großem Geldschein“ sondern lieber mit Kreditkarte. Gruss Wolfgang

      1. Hallo liebe Müllers, wenn man sowieso übernachten muss, dann ist es vermutlich leichter auf den nächsten Tag zu warten. Doppelt ärgerlich sicher dann, wenn man weiterfahren möchte. Aber Danke für den Tipp, man muss nicht jede Erfahrung selbst machen 🙂 Gruss Wolfgang

      2. Gelassener zu reagieren muss der Müller noch lernen. Unabhängig was man vor hat. Jedenfalls war das eine gute Übung. Lg an Dich.

  2. Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen! Wie schön, dass eure Geschichte gut ausgegangen ist.
    In Volterra waren wir auch schon. Aber mit dem Auto und – soweit ich mich erinnere – normal funktionierenden Parkautomaten. 🙂

    1. Schön für euch, der Automat hatte funktioniert und wie! Der hat sogar den kleinen Riss in der 5Euronote erkannt. Die spuckte er mehrmals wieder aus. Solche Vorkommnisse gehören einfach dazu und sind das Salz in einer „Reisesuppe“.

  3. Fremde Sprak, schwere Sprak ❗️ Zum Glück gibt es den Google Übersetzer 😂

    In Riga beim Frisör: Ich gebe in den Übersetzer ein „ Bitte meinen Pony nicht so kurz schneiden! und die Frisörin schüttelt sich vor Lachen!!!!!
    Wahrscheinlich sagen nur wir zu unseren Stirnfransen Pony 😂

    1. Hast wirklich den Übersetzer beim Friseur verwendet? Bei mir heißt es jeweils:

      Si prega di avere un taglio di capelli a macchina.
      Bitte einen Maschinen-Haarschnitt. 😀

  4. Na, ihr macht ja Sachen mit! Da ist man im Moment echt angeschmiert.
    Freue mich daher sehr, dass eure Bemühungen, das Geld wiederzubekommen von Erfolg gekrönt waren. Ganz schön kompliziert. Prinzipiell – und speziell im Fall unterschiedlicher Muttersprachen.

    LG Michèle

  5. „Geldautomat“ by Italy mit persönlicher Unterstützung…
    Zur Zeit lese ich im Buch von Michael Schmidt-Salomon mit dem Titel: Entspannt euch!
    Eine Philosophie der Gelassenheit…
    Es braucht halt alles seine Zeit…

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