Unterkirnach

Was tun wenn jemand seine Arbeitsstelle, sagen wir mal freiwillig aufgibt, den Ruhestand antritt, wie das Frau Müller tut. Für viel Ablenkung sorgen ist da schon ein gutes Rezept. Darum dreht der Herr Müller wieder einmal den Zündschlüssel des Reisemobil um mit seiner Angetrauten los zu fahren.

Die Fahrt führt nicht sehr weit, nach Unterkirnach auf einen Stellplatz der kreisförmig angelegt ist. Mit guter Infrastruktur, der Aufenthalt zu einem fairen Tagespreis. Die Müllers fühlen sich hier von der ersten Minute an sehr wohl. Die Nachbarn sind freundlich, hilfsbereit und bisweilen sehr gesprächig.

Eines wurde zum täglichen Ritual. Die Frau Müller musste den noch nicht wissenden Passanten die neu auf den Stellplatz kamen erklären, was es mit dem prächtigen Blumenstrauß auf dem Tisch vor dem Reisemobil auf sich hat. Dass sie diese Blumen zum Abschied von Ihrem Arbeitgeber bekommen hat und den Strauß partout nicht zuhause vergammelt lassen will.

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Auch der Müller bekam von guten Freunden ein Ruhestandsgeschenk der besondern Art, dass nun sein Fahrrad verziert und für Sicherheit sorgt, wenn er damit über Waldwege braust. Eigentlich dient der Glockenklang mehr den Wildtieren und Menschen auf den Wegen als Warnung, damit sie sich rechtzeitig in Sicherheit bringen können.

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In den kommenden Tagen erkunden die Müller die Umgebung mit den Fahrräder. Die Touren im Tal sind leicht zu bewältigen. Nimmt man sich aber einen der zahlreich möglichen Abstecher in die Hügel dazu, fliesst der Schweiss, die Waden beginnen zu brennen, werden gestählt und der Durchhaltewillen gepflegt. Aber die Mühen lohnen sich. Auf den insgesamt 240km langen Fahrten in den kommenden Tagen passiert einiges.

Es gibt in der Umgebung von Unterkirnach viele nette Menschen denen die Müllers begegnen. Begegnungen an die sie sich noch lange gerne erinnern werden:

Da ist die junge Frau mit den dicken Brillengläser. Sie mistet bei unserer Durchfahrt gerade einen Pferdestall aus. Findet aber noch genügend Zeit uns die Namen der zutraulichen Katzen vor der Stalltür zuzurufen.

Da ist die Stammtischrunde in Villingen, die jeden Samstagmorgen von 10:00 – 11:00 Uhr, bei schönem Wetter draussen vor einem Restaurant nahe dem Dom sitzt und jedem Vorbeigehenden sein Fett verpasst, dass sich Lachmuskeln bis zum Bersten spannen. Die Müllers sitzen daneben und werden von den Stammtischlern tüchtig beraten ob sie Bier oder Schorle, Weinschorle versteht sich, bestellen sollen. „Wobei der Rotweinschorle heute stark pelzig über die Zunge fliesse.“ Was der Chef gehört hat, sich dazustellt und der ganzen Runde, inklusive Müllers, tüchtig den Marsch bläst, kurz verschwindet und mit einem Tablett voller Schnapsgläser auf der rechten Hand balancierend zurück kommt. Der Rest möchte Müller hier nicht erzählen, ausser, dass die beiden marktfrisch gekauften Saiblinge abends doch noch auf dem Grill gelandet sind.

Da ist die Gruppe Männer aus Bulgarien, die in Radwegnähe ein ganzes Schaf grillen und Müllers davon probieren lassen. Köstlich! Gerne hätten sie gesehen, wenn Müllers geblieben wären und mit ihren Familien zu Mittag gegessen hätten. Leider müssen wir weiter.

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Wir sehen auch eine kunstvoll gestaltete Mauer eines Wasserrückhaltebeckens.

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Werden von einem Gewitter aufgeweicht, die Wäsche vorgewaschen und diese von uns nach dem Spülen draussen aufgehängt.

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Dann kann der Müller wiedermal seine Reparaturkünste an einem platten Reifen testen. Den er sich tags zuvor, 15km vor der Ankunft beim Mobil eingefangen hat und daher mehrfach absteigen musste um mit der Handluftpumpe den Druck im Schlauch hoch zuhalten.

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Zuschauen wie ein Mobil mit Motorschaden vom Platz geschleppt wird und dabei froh sein, dass das nicht uns passiert ist.

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Dann werden Müllers von Nachbarn eingeladen mit ihnen vier Forellen zu grillieren. Sie brauchen noch zwei Mitesser um nicht Unrechtes zu tun. Laut Vorschrift der Gemeinde dürfen mit dem einfachen Fischerei-Patent pro Tag und Person nur ein Fisch geangelt werden. Win-win-Situation halt und gerne mitgemacht.

Wenn wundert es, bei soviel Aktivität müssen auch mal die Beine der Müllers stillhalten. Schliesslich sind nun alle im Ruhestand. Die Beine wie die Müllers.

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3 Kommentare zu „Unterkirnach“

  1. Da wünsche ich den Müllers im freiwilligen Ruhestand noch viele solch schöner Fahrten. Wünschte mir meine Frau könnte sich auch zu einer solchen freiwilligen Vorruhestandsentscheidung durchringen und vor allem dann wenn diese auch damit noch zufrieden wäre. Liebe Grüße

  2. Originelle Erzählperspektive und ein offensichtlich gelungener Ausstieg aus dem beruflichen Arbeitsleben.Ich wünsche für die Zukunft weiterhin viel Kreativität bei der Entwicklung von Tour-Ideen. Herzliche Grüße von einem (noch) „Ruhestands-Solisten“

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