Unten im Aosta-Tal ist das Wetter auch nicht besser. Wir beschliessen ein Stück auf der Autobahn zu fahren. Bisher haben wir die gemieden. Doch bei dem Regen lässt es ich darauf gemütlicher fahren. Der LkW-Verkehr ist nicht sehr stark. Wir fahren in etwa die gleiche Geschwindigkeit wie die Lastwagen und die kommen uns daher kaum zu nahe.
Vor Aosta, bei Saint Christophe verlassen wir die Autobahn passieren eine grossen Kreisel um geradewegs auf Aosta zuzurollen.
Aus dem Augenwinkel sehen wir beim Passieren des Kreisels einen Parkplatz auf dem verschiedene Reisemobile stehen. Ein Augenblick der für uns noch grosse Bedeutung erlangen wird. Inzwischen wird der Verkehr immer dichter. Mutig quetschen wir uns vorwärts, was die übrigen Strassennutzer überhaupt nicht stört. Auch dann nicht, wenn wir mal zögerlich bremsen um die Fahrspur zu wechseln. Ohne Falschabbiegung gelangen wir zum angepeilten Stellplatz, Navi sei dank.
Um uns ohne Hektik anmelden zu können, fahren wir auf eine Nebenstrasse die uns an die Rückseite des eingezäunten Platzes führt. Hier steigt Müller aus, läuft zurück zum Eingangstor das fest verrammelt ist. Auf dem Platz steht nur ein Wohnmobil. Am Eingangstor hängt ein riesiges, langes Transparent auf dem eine Telefonnummer aufgedruckt ist. Die soll der anrufen welcher Einlass begehrt. Hinter Müller fahren mehrere Mobile in langsamem Tempo vor das Tor und gleich weiter. Müller dreht sich und marschiert zurück zu seinem Mobil. Nach kurzer Beratung sind sich die Müllers einig: Die Fahrt geht zurück zum Parkplatz beim Kreisel.
Wir fädeln in den Verkehr, fahren den Schilder nach welche die Richtung zur Autobahn weisen. Nach drei Kilometer rollen wir auf den Platz unmittelbar neben den Kreisel. Da stellen wir fest, dass bis auf ein Mobil alle hier Abgestellten im Moment nicht genutzt werden. Vielleicht schon zum Überwintern hier hingestellt wurden. Wir finden eine Parkbucht wo wir rückwärts zum intensiv befahrenen Kreisel stehen können.
Kurz noch unsere Wertsachen gepackt, schultern wir nach wenigen Minuten die Rucksäcke um in Richtung Stadt Aosta zu spazieren. Auf einem Zickzack-Kurse gehend, erreichen wir die Vorstadt nach einer halben Stunde. Weitere 15 Minuten später schreiten wir auf feuchtem Kopfsteinpflaster in die Altstadt.
Das Wetter bremst unseren Entdeckerelan. Wir widmen unser Aufmerksamkeit mehr den Schaufensteranlagen als den Sehenswürdigkeiten. Derweil hinter und vor uns, die Schüler aus dem Gymnasium zum Mittagessen in die Stadt strömen. Uns kommt dies alles wie zuhause vor. Geschnatter und der Blick in die Phone genau wie bei uns.
Wir entziehen uns dem Rummel, suchen in einem Café Zuflucht, wo uns der Kellner höflich auf den Umstand aufmerksam macht, dass wir unsere nassen Regenschirme nicht in die Abfalleimer stellen sollen. Schirmständer seien vor der Türe aufgestellt. Diese Gefässe jedoch sind bereits von Passanten mit Abfällen gefüllt worden. Was läuft da verkehrt?
Die bestellten koffenierten Getränke schmecken ausgezeichnet. Wir schauen auf den regennassen Stadtplatz. Tristesse:
Gucken eine Weile dem Treiben der vielen Jugendlichen zu, bis wir uns genügend ausgeruht fühlen den Rückweg anzutreten. Nochmals passieren wir verschiedenste Auslagen unterschiedlichster Zweckmässigkeiten, bis wir die Vorstadt erreichen, wo wir in einem Laden Brot, Käse und Dolce kaufen.
Vor unserem Parkplatz stossen wir auf eine Einkaufsmeile mit Drogerie- und Lebensmittelladen wo wir die restlichen Notwendigkeiten erstehen.
Zurück beim Parkplatz brummt nach wie vor der Verkehr durch den nahen Kreisel. Wir sind gespannt ob der Verkehr in der Nacht weniger wird. Nach dem Nachtessen in Form von gekochten Kartoffeln (in der Schweiz „Gschwellti“ genannt) mit Käse, dazu ein grosses Glas Wein und später zum Dessert die Dolce, machen wir es uns vor dem Fernseher gemütlich. Um 23:00 Uhr lässt der Strassenlärm merklich nach. Vielleicht hören wir den auch nicht mehr so deutlich, weil das grosse Glass Wein seine Wirkung entfaltet und wir darum zuerst wieder die Fahrtüchtigkeit erlangen müssen. Wir schlafen eine unerwartet ruhige Nacht, wachen erst auf, wie neben uns ein Auto abgestellt wird und die Fahrerin auf Stöckelschuhen zur nahen Bushaltestelle tippelt.
Nach dem Frühstücks-Abwasch geht es auch für uns los. Heute wollen wir durch den Tunnel des Grossen Sankt Bernhard zurück in die Schweiz, genauer bis zum Städtchen Murten fahren.
Da werden wir noch eine Nacht verbringen, bevor wir anderntags die Ferienreise zu Hause abschliessen.
Wir sind uns bewusst, bloss eine kleine Teil des nördlichen Piemont gestreift zu haben. Gewiss werden wir in naher Zukunft den einen oder anderen Platz wieder anfahren, dann aber länger als nur eine oder zwei Nächte verweilen. Es gefällt uns im Piemont!