Relativ früh, jedenfalls für die Zeit wenn die Müllers in den Ferien weilen, brechen diese um 09:00 Uhr in Orta Richtung Süden auf. Die steilen Hänge auf der anderen Seite des Lago zu befahren, verzichten wir.
In Bergomanero stocken wir unsere Vorräte auf. Wir achten darauf, die Produkte zu kaufen welche in der Region produziert wurden. Wein, Käse, Gemüse sowie frische Teigwaren sind unsere Favoriten. Kosten ein paar Euro mehr, schmecken aber bestimmt besser als die in Folien geschweissten Waren.
Unsere Fahrt setzen wir Richtung Westen fort und gelangen dabei ins Tal des Flusses Sesia. Auf der SP 299 rollen wir wieder nach Norden. Das Städtchen Varallo ist bald erreicht, der Stellplatz dank Navi schnell gefunden. Nach dem Parkieren gehen wir in die Stadt um die Touristeninfo zu suchen. Die finden wir am anderen Stadtende an einer gut befahrenen Strasse. Wir erhalten wie gewünscht den Stadtplan und Radtouren-Vorschläge. Der Ordnung halber fragen wir, wo wir Parkgebühr bezahlen müssen und bekommen den Hinweis den Polizeiposten aufzusuchen. Der befindet sich auf der anderen Strassenseite in einem rosafarbigen Gebäude. Im Erdgeschoss mit einem Empfang in dem eine Dame, nachdem wir unser Anliegen in englisch-italienischem Kauderwelsch besprochen haben, zum Obergeschoss deutet. Wir verstehen wenig von ihrem Dialekt, aber das Wort „Kommandante“ hören wir deutlich heraus. Müller ahnt nichts Gutes, schreitet aber tapfer hinter seiner Gattin nach oben, wo gerade ein Herr in Uniform den Flur quert und uns mit strengem Blick anschaut. Wir erklären erneut unser Anliegen. Er winkt uns in sein Büro, stellt sich in gutem Deutsch als der Kommandant der Ortspolizei vor. Zieht einen Block mit Durchschlagpapier aus einem Fach unter dem Tisch an dem wir sitzen hervor. Schreibt unsere Datumsangaben für den geplanten Aufenthalt aufs Papier, kassiert die Euro, wünscht uns einen schönen Aufenthalt und begleitet uns zur Treppe. Nach den Schritten nach unten und draussen, schliessen wir den amtlichen Teil unserer Anwesenheitsmeldung ab und wenden uns dem Restaurant auf der andern Strassenseite zu, bestellen dort einen Aperitif um an Gläser nippend dem Treiben der Einheimischen zu zuschauen.
Nachdem wir genug gesehen haben, laufen wir durch die Stadt zurück und über die Brücke zum Stellplatz. Unter der Brücke sehen wir im Flussbett einen einfachen Badestrand.
Zurück beim Parkplatz beschliessen wir mit den Fahrräder wegzufahren. Als Ziel peilen wir Cervatto an. Auf der geteerten Strasse kommen wir gut voran, sind bald in Cravagliana. Hier hinten weht ein angenehmer Wind, ausgelöst von sonnigen und schattigen Geländepartien welche die anliegende Luft aufheizt oder abkühlt. Unterwegs füllen wir an einem Brunnen unsere Bidon mit frischem Wasser. An allen Brunnen welchen wir begegnen hängt eine Schöpfkelle um das köstliche Nass an den Mund oder eine Flasche zu führen. Nach Ferrara steigt die Strasse merklich an. Unser Tempo verlangsamt sich. Unsere Blicke lassen wir in die Landschaft schweifen, was wir gefahrlos tun können, da der Strassenverkehr gleich null ist. Im Ort Fobello radeln wir über eine Brücke auf die schattige Talseite wo sich uns eine knackige 15% Steigung in den Weg stellt. Wir haben bei der Anfahrt die Burg von Cervatto weit über uns gesehen und geahnt das da noch was kommt. Der Strassenverlauf nach oben verläuft zum Glück ganz im Schatten der Bergflanke. Oben bietet sich ein fantastischer Ausblick.
Die 18km Rückfahrt wäre ein Genuss, ja wenn der Wind nicht das Tal hoch wehen würde. Wir treten uns die Beine schlapp. Zum Schluss der Abfahrt, dort wo die Strasse sich flach aus dem Tal windet, müssen wir nochmal tüchtig strampeln.
Wir geniessen die Nachmittagssonne unter den Bäumen neben dem Reisemobil bei Lesen und einem Glas Wein.
Am nächsten Tag spazieren wir bei sengendem Sonnenschein auf den Sacro Monte Varallo. Wie bei dem Namen nicht anders zu erwarten, stehen da oben jede Menge sakraler Bauten unterschiedlichster Prägung. Wir schauen vor allem hinunter ins Tal.
Zurück im Städtchen kaufen wir im Gemischtwarenladen ein paar Sachen für die kommenden Tage. Besonders der Weinkeller will nachbestückt sein, weiss man doch nie so recht, wann sich die nächste Einkaufsmöglichkeit präsentiert.