Heute morgen fahren wir an einen Teich bei Monieux, das sind bloss 10 km Fahrt. Weil beim Teich kein Wasser entnommen werden kann (Entenflöhe), bunkern wir hier in Sault unseren Wassertank randvoll.
Das Bunkern ist mehr eine Wasserschlepperei da die Versorgungssäule des Stellplatzes völlig demoliert wurde und daher die Wasserzufuhr von einem Gemeindearbeiter unterbrochen werden musste, fahren wir beim nahen Friedhof vor. Sechsmal hin und fünfmal hergelaufen, die 12lt. Giesskanne jedesmal randgefüllt in den Tank geleert, kann es losgehen.
Wir verlassen Sault indem wir talwärts fahren. Auf der D942 überqueren wir die Nesque, biegen schon bald links ab und erreichen Monieux.
Im Ort führt eine schmale Strasse runter in die Ebene vor den Eingang der Nesque-Schlucht. Da findet sich das Plan d’eau de Monieux wo es sich gut mit dem Reisemobil stehen lässt. Wir sind heute nicht die einzigen Besucher. Fünf Campingbusse und ein Mobil stehen verstreut auf dem grossen von Bäumen durchsetzten Platz.
Weil es kühl ist, die Amphibien bei den Temperaturen keine Lust auf Liebeleien verspüren und damit ihre Quak-Rufe selten zu hören sind, stellen wir unser Mobil nahe an den Schilfgürtel. Beim letztjährigen Besuch war die Temperatur viel höher, die Liebesrufe so häufig, dass Müllers die dicksten Ohrstöpsel montierten mussten um einschlafen zu können.
Die Nachmittagsstunden nutzen wir für einen Spaziergang in die Umgebung. Eigentlich ist die Bezeichnung Umgebung falsch, besser wäre von einem Kräutergarten die Rede.
So bleibt die Frau Müller immer wieder zurück, da es dies oder das zu pflücken gibt. Eines der Kräuter jedoch gibt Rätsel auf. Sieht wie Bohnenkraut aus. Doch der dürre Stengel will so gar nicht passen. Schliesslich sind alle Stoffsäcke prallvoll. Frau Müller bläst zum Rückzug. Die Rätselpflanze lässt ihr keine Ruh. Sie holt ihr Pflanzenbuch für alle Fälle vom Regal, instruiert noch rasch den Müller wie er die Blüten und Blätter der Kräuter von ihren Stängeln zupfen muss, um sich darauf mit ernster Mine in die Kräuterlektüre zu vertiefen.
Müller schleicht noch schnell zum Kühlschrank um sich eine Dose Bier zu krallen. Wie sich die Dose mit dem bekannten Knickgeräusch öffnet, wirft Frau Müller einen verkniffenen Blick zu ihm rüber. Ein sicheres Zeichen dass sie das Kräuterrätsel noch nicht gelöst hat. Müller zupft und zupft, die Bierdose ist schon länger geleert, er getraut sich keine neue zu holen, fragt statt dessen: „Also doch wildes Bohnenkraut?“
„Die Blätter sind einwenig anders geformt und der verdorrte Blütenstand finde ich auf keinem Bild. Mist, mir reicht es!“
Frau Müller steht auf und geht zügigen Schrittes auf die in der Nähe stehende Tischgarnitur zu, wo zwei Strassenarbeiter gerade ihr Mittagspicknick wegräumen. Beide freuen sich über den Überraschungsbesuch und beginnen mit ernsten Gesichtern das zur Bestimmung mitgebrachte Büschel anzuschauen. Es wird hin und her gedreht, wechselt von einem zum andern und wieder zurück, bis sie sich einig sind und Frau Müller eine Antwort bekommt. Sie löst bei der Frau erst ein langes Gesicht und dann ein laute Lachen hervor.
Wieder zurück, spricht sie vor sich hin: „Ich wusste, es kann nicht Bohnenkraut sein, aber an wilden Lavendel dachte ich nie!“
Fortsetzung folgt …..
Riecht wilder Lavendel nicht nach Lavendel? Und auch Bohnenkraut hat doch einen charakteristischen Geruch, wenn man daran reibt.
Du hast recht, nur waren die Lavendelhalme vom letzten Jahr! Somit ihr Duft-Zenith schon ziemlich jenseits des Charakteristischen.
Das erklärt die Verwirrung natürlich.