an der Durance, zum Montagne de Lure

Wir wollen den kommenden Tagen im Tal der Durance die Stollenreifen unserer Fahrräder rollen lassen. Erst fahren wir von Villeneuve ein paar hundert Meter ins Tal runter. Beim Bewässerungskanal, davon gibt es hier viele, biegen wir in Richtung nach Monasque auf eine asphaltierte Nebenstrasse. Der Radweg  ist vorzüglich beschildert. Bei einer Baustelle verlieren wir die Schilder aus den Augen und fahren ungeplant auf die stark befahrene Autostrasse. Weit und breit keine Radweg. Wir stürzen uns ins Getümmel. Nach einigen Kilometern Fahrt mit Begleitung von grossen und kleinen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren erreichen wir den Stadtrand. Von hier bis ins Zentrum liegt ein fahrbahnabgetrennter Radweg wie ein graues Teppichband vor uns. Die Auto fahren mit beinahe Stossstangenkontakt nebenher.

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Im Stadtzentrum ist alles ruhig und beschaulich. Wir schieben die Fahrräder nach unserem Restaurantbesuch durch die engen Gassen. Vorbei an einer Hochzeitsgesellschaft, dem Herrn im feinen Zwirn der ein Baguette unter einem Arm trägt, den Leuten die sich im Freien zum Mittagessen treffen oder der Frau vom Bäcker die gerade die Ladentür abschliesst.

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Wir laufen über kleine Plätze, werfen verstohlene Blicke in aufgeräumte Hinterhöfe und wundern uns wie still es hier ist. Wie wir in Richtung Durance aufbrechen und dazu die Altstadt verlassen, rattern wieder die Motorgeräusche in unsere Gehörgänge.

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Mit der neu gekauften Karte finden wir an den betonierten Bewässerungskanal zurück. Wir fahren auf holpriger Strasse mit vielen Schlaglöcher zurück.
Am nächsten Tag wollen wir unseren Standort wechseln. Erst fahren wir nach Lurs.

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Das Dorf liegt auf einem Hügel. Die Sicht ins Tal faszinierend.

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Weiter, auf der Hauptstrasse fahren wir nach Les Mées. Hier kaufen wir ein, tanken Diesel und schauen uns die bekannten Gesteinsformationen „der versteinerten Mönche“ an. Es wird erzählt, die hätten mal zu viel weibliche Haut angeschaut und wurden zur Strafe versteinert in die Landschaft gestellt. Naja, für was alles Steine herhalten müssen.

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Etwas nördlich schauen wir von der östlichen Flussseite rüber zum Städtchen Château-Arnoux- Saint-Alban. Der im Stellplatzführer erwähnte Parkplatz liegt für unsere Begriffe zu nahe an der viel befahrenen Strasse. Wir rollen der A51 entlang bis vor Peipin um dort Richtung Westen abzubiegen. Der Gegenverkehr verringert sich auf wundersame Weise. Wir bekommen das Gefühl die einzigen Strassennutzer zu sein und fahren noch zwei Tachonadeln gemütlicher dahin um die Landschaft zu geniessen und den Duft der riesigen Ginstersträucher durch weit geöffnete Fenster ins Wageninnere strömen zu lassen.

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Nach kurvenreicher Fahrt biegen wir in Saint-Etienne-les-Orgues auf den Parkplatz beim Schwimmbad ein. Nach kurzer Beratung ob sich ein Bleiben lohnt richten wir uns definitiv ein.

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Keilen die Hinterräder, grüssen die Nachbarn und erkunden den Weg ins Dorf. Als erstes fällt uns diese Wandmalerei auf.

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Wir sehen einen Laden mit Lebensmitteln, eine Bäckerei und eine Metzgerei sowie zwei Restaurants. An den Parkverbotsschilder ist zu lesen, dass morgen Wochenmarkt gehalten wird.

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Nach einer ruhigen Nacht und dem Besuch auf dem Markt,

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schwingen wir uns nach dem Morgenkaffee, den wir uns in einem der beiden Restaurants am Dorfplatz gönnen, auf die Sattelleder unserer Fahrräder. Die Fahrt führt erst in südliche Richtung ins Tal hinunter, dann in leicht ansteigenden Serpentinen den Berg hoch nach Fontienne. Die Strasse macht einen spitzen Winkel, führt uns dem Berghang entlang ins nächste Tal. Nach wenigen Kilometern lenken wir unsere Räder nochmals den Berg hoch nach Revest-Saint-Martin.

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Leider ziehen Wolken auf. Wir bleiben nicht lange hier oben.

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In zügiger Fahrt radeln wir an die Abzweigung zurück. Die Talfahrt setzen wir fort. Die Landschaft ändert sich. Wir durchqueren ein Stück des Parc Regional de Luberon und wähnen uns bei dessen Anblick am Ofenpass in der Schweiz.

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Bei Sigonce beginnt die Strasse wieder anzusteigen. Wir fahren entlang grüner Wiesen mit vielen Mohnblumen,

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vorbei an Häusern die auch Villen genannt werden könnten

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und schauen in Bachbetten die bei Unwettern reissenden Flüssen Platz bieten.

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Um uns den Aufstieg an unseren Ausgangsort nicht unnötig schwer zu machen, nehmen wir einen Umweg von mehreren Kilometern in Kauf. Dafür steigt die Strasse mässig an. Wir geniessen die Aussicht, den zurückgekehrten Sonnenschein und amüsieren uns an Kühen mit Sommersprossen.

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Neuer Tag neues Ziel. Auf der in Manosque erstanden Landkarte hat Müller eine Strasse mit vielen Kurven ausgemacht. Wie die eingezeichneten Höhenkurven verraten, sind bis zur Passhöhe rund 900 Höhenmeter zu überwinden. Die Steigung der Strasse auszurechnen ersparen wir uns. Motto: Frisch drauflos oder besser ran an den Berg!

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Alle paar Kilometer stehen Tafel am Strassenrand die die folgende Steigungsprozente kund tun. Wir bekommen mit was es für Radprofis heisst, wenn Neigungen von 5 – 7 Prozent gemeldet werden.

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Für die Müllers werden nicht die getürmten Steigungsprozente die wahre Herausforderung. Es sind die klimatischen Verhältnisse bei schönstem Sonnenschein. Wer nun glauben möchte Müllers hätten sich zu warm angezogen irrt. Im Gegenteil, noch bevor die Passhöhe am Montagne de Lure erreicht ist, sind alle im Rucksack verstauten Kleidungsstücke an Mann beziehungsweise Frau montiert.

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Warum dies bei solch Sonnenschein? Antwort: Der Wind, kalt wie Sau! Bläst saukalt übers offene Gelände und lässt erahnen was die Finger bei der Abfahrt erwartet. Selber schuld wer die langgefingerten Handschuhe im Tal liegen lässt. Der Aufenthalt auf dem Pass ist kurz. Stopp, Rucksack auf, Fotoapparat raus, Foto, zusammenpacken mit klammen Fingern, losfahren, Bremsprobe, geht doch. Lenkergriffe fest umfassen, Kinn auf die Lenkstange.

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Der Wind, jetzt noch kälter dringt unter die Kleider. Die Finger signalisieren Temperaturen nahe oder unter dem Gefrierpunkt. Bremsprobe, Gefühl in den Finger futsch, zu spät angebremst, schramm, beinahe am Randstein der Kurve angehängt, Hauptsache nicht gestürzt. Ein paar Höhenmeter weiter unten wird es wärmer. Doch die Hände wollen eine Fahrpause. Anhalten, in die Hände pusten, diese schütteln, pusten, schütteln, pusten …. unten angekommen heilfroh, alle gut gegangen.

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Laut dem Reiseführer war das die Fahrt vom „kleinen Mont Ventoux“. Wie wird das erst am „Grossen“ werden?

4 Kommentare zu „an der Durance, zum Montagne de Lure“

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