hinstellen genügt nicht

Nachfolgend geht es um eine Aussenhülle genannt Mänteli, kühlen Wein, ebensolche Aussentemperaturen und die Ankunft auf einem Stellplatz für Wohnmobile.

Nachmittag, Müller macht sich nach der Ankunft am Zielort an das Parkieren und Einrichten des Reisemobiles. Da gilt es eine Steckdose welche Strom liefert zu finden, der Wasservorrat muss aufgefüllt und die Abdeckung über das Fahrerhaus gelegt werden. Ist der Abstellplatz nicht in die Waagrechte angelegt worden, wird mit einem oder manchmal mit zwei Rädern auf Ausgleichskeile gefahren. Heute fällt das „Keil-Prozedere“ weg. Das Parkgelände ist topfeben und fällt auf keine Seite ab.

Gut beraten wer den Wasservorrat mitbringen kann. Ist dies aus Gründen der Überlade-Gefahr bei der Anreise nicht möglich, kann das köstliche Nass meist bei der Einfahrt auf den Platz nachgebunkert werden. Dass einem während der Zeit in der das Nass in den Tank läuft, von einem Neuankömmling die zuvor für den Eigenbedarf sorgsam ausgespähte Parkbucht wegschnappt wird, gehört zum Spiel beim Ankommen.

Der Wassertank ist gefüllt. Die vorgesehene Parkbucht noch frei. Müller findet eine Steckdose die Strom liefert ohne dass er nur eine Münze in den Automatenschlitz geschmissen hat. Welch ein Glück. Weniger Glück für den Letztankommenden, wenn bei sechs Parkplätze bloss fünf Steckdosen zur Verfügung stehen, dann sind unterhaltsame Gespräche garantiert. Heute fallen solche aus. Es sind genug freie Steckdosen da. Noch ein Dankeschön dem, welcher sich verkalkuliert hatte.

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Ganz wichtig, die 40m Elektrokabel ab der Rolle ziehen. Bei grossem Strombezug durch das aufgerollte Kabel, entwickelt sich sehr viel Wärme, die die Kabelisolation zum Schmelzen bringen kann. Um solchen Fällen vorzubeugen, unterbricht ein Thermoschalter am Rollengehäuse den Stromfluss. Müller ist ein gebranntes Kind. Im wahrsten Sinne, vor Jahren hat er sich Blasen beim Berühren einer überhitzten Kabelrolle geholt.

Bevor die Wasserleitungen und der Boiler fürs Warmwasser mittels Tauchpumpe geflutet werden, prüfe man die Fahrzeug-Innentemperatur. Das Fluten ist bei Temperaturen über 6°C kein Problem. Ist diese tiefer, öffnet das Frostsicherheit-Ventil. Das Wasser läuft dann auf kürzestem Weg aus dem Leitungssystem und die lieben Nachbarn dürfen sich amüsieren. Also gilt, erst die Fahrzeug-Innentemperatur über die 6°C bringen, Gasheizung marsch!

Nun ist es Zeit die neue Aussenhülle über das Fahrerhaus zu stülpen. Dieser Teil des Fahrzeugs aus Metall und Glas ist ein lausiger Wärmespeicher. Die Hülle soll helfen Wärme länger im Fahrzeug zu halten. Ein weiterer Effekt, Schwitzwasser bildet sich auf der Aussenseite der Scheiben, nicht im Fahrzeuginnern.

Müller scheut keine Mühe. Er montiert auch die beiden unteren Teile der Hülle welche bis zum Boden reichen und dort mit Steinen oder Schnee fixiert werden.  Nach dem Hinlegen eines Steines passiert das Missgeschick. Müller vergisst, beim sich aufrichtet unter einem der Aussenspiegel gearbeitet zu haben. Mit der ganzer Wucht seiner Körperspannung schlägt er seinen Kopf gegen die Verschalung des Aussenspiegels über ihm. Helle Sterne zucken vor seinen Augen obschon er die geschlossen hält. Benommen torkelt er zurück ins Reisemobil. Angelt aus dem Eisschrank eine kühle Weinflasche um die feste auf die grösser werdende Beule zu drücken. Tut das gut.

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In der kommenden Nacht soll keine Wolken die Sicht auf den Sternenhimmel verunmöglichen. So die Voraussage der Wetterfrösche im Radio. Damit ist eine Aussentemperatur unter 0°C im Bereich des Möglichen. Wir sind gespannt wie sich die Hülle bewährt.

Die ganze Nacht lassen wir beide Seitenfenster angelehnt. So kann der von der leicht geöffneten Dachluke eintretende Luftstrom unsere Atemluft ohne Widerstand nach aussen tragen. Das Schwitzwasser tropft vom Fensterrand auf den Boden neben das Reisemobil. Morgens einfällt die Arbeit des lästigen Fenstertrocknen.

Damit die kalte Luft im Schlafbereich verbleibt, liessen wir eine Trenntüre zum Wohnbereich einbauen. Dort arbeitet die Heizung so, dass im Bodenbereich die Temperatur, aus oben beschriebenem Grund, nicht unter 6°C (Auslösepunkt Frostsicherheit-Ventil) fällt. Morgens um 07:00 Uhr lassen wir durch die Zeitschaltuhr die Heizung wieder hochfahren, damit der Pflegebereich (WC, Dusche) kuschlig warm und die Morgentoilette zum Genuss wird.

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Die Nacht war kalt. Das Aussenthermometer zeigt -7°C. Der Nebel ist auf der Hülle kondensiert und eingefroren. Jetzt ist der Himmel blau und über uns lacht die Sonne. Vergessen die Beule.

8 Kommentare zu „hinstellen genügt nicht“

  1. Ihr seid harte Indianer! Bei -7° im Wohnmobil unterwegs zu sein … Respekt. Dass ihr da genügend freie Steckdosen findet, überrascht mich nicht. 😉

    1. Alles Gewohnheitssache, im Mobil ist es bisher immer kuschlig warm gewesen. Früher im Zelt und rundherum Schnee war es was Anderes. Da half nur ein Indianerfeuer. Dazu ein wärmender Schlafsack.

  2. Ja, ja es kann einem so allerhand passieren bei den Ankunfts- und Abfahrtsritualen. Nicht eingefahrene SAT-Antenne, noch ausgefahrene Markise, Keile vergessen, Stromkabel vor dem Abfahren nicht entfernt, Fahrräder nicht gesichert… alles schon gesehen. Aber an der Kabeltrommel die Finger verbrannt, das ist ein Mißgeschick, das ich noch nicht kannte. Die Beule dagegen ist vergleichsweise weit weniger peinlich aber dafür nicht weniger schmerzhaft – Gute Besserung. ☺

      1. Da ich die Sache mit der Kabeltrommel noch nicht kannte, ordne ich mich nur als Semi-Profi ein. 😉😉
        Aber Danke für die Beförderung 😂
        LG WoMolix

  3. Müllers scheinen sich im Olymp der hartgesottenen Wintercamper pudelwohl zu fühlen. Herr und Frau Flohnmobil können da keine guten Ratschläge mehr beisteuern.

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