Heute nutzen wir die Gelegenheit und lassen uns von unseren Gästen auf die andere Talseite chauffieren. Ihr Fahrzeug lassen wir auf einem sogenannten Wanderparkplatz zurück. Marschieren schnurstracks in den nahem Wald und schauen dabei nicht auf den Waldweg, sondern? Zwischen die Bäume, weil bekanntlich die Müllers angefressene Pilzler und in diesem Jahr noch überhaupt nicht auf ihre Rechnung gekommen sind.
Vor dem Ausflug wurde mit den Gästen im Reisemobil ausgiebig gefrühstückt. Was eine der Gäste für nicht angebracht hielt, da sie zuhause auch nie ein Schlemmer-Frühstück zu sich nehme. „Ein Kaffee genügt“, war ihre klare Ansage.
So sind die Müllers also mit ihren Gästen los gezogen und schon sehr bald im Unterholz des Waldes abgetaucht. Weil sich partout kein Pilz blicken lässt, gehen die Damen der Gesellschaft dazu über, lauthals über wichtigere Dinge als Fruchtkörper auf Moosboden zu diskutieren. Unterdessen pirschen ihre Männer wie die besten Jäger durchs Unterholz. Einer links, der andere rechts der Strasse.
Wie sich Müller konzentriert auf den furztrockenen Waldboden schauend, einem grösseren Gebüsch nähert, wird dieses schlagartig lebendig. Vor dem verdutzten Pilzjäger tritt eine Hirschkuh in rasantem Tempo aus ihrer Deckung, schlägt einen Hacken und rast im Karacho den bewaldeten Hang hoch. Dem Müller seine Herzklappen rattern wie selten und sein Mund ist bestimmt doppelt so gross wie die Augen der gestressten Hirschkuh die gerade das Weite im dunklen Wald sucht.
So nahe ist der Müller einer Hirschkuh noch nie gekommen. Jedenfalls nicht, wenn kein Zaun beiden ein Gefühl der Sicherheit vermittelt.
Die Gesellschaft der Pilzesuchenden zieht weiter. Wird an einem Bachlauf fündig. Die Männer sind dabei nicht so erfolgreich, was den Müller veranlasst die Suchroute dem Bachlauf entlang, den Hang hoch, weiter zu legen. Dies aber wurde von der Dame mit bloss einem Kaffee im Bauch heftig kritisiert. So muss die Route, den Gästen angepasst, ins flach Gelände verlegt werden. Da sind jede Menge Spaziergänger dafür keine Pilze zu sehen. Die Leute sind alleine oder in Gruppen unterwegs. Zwischendurch kreuzen Radfahrer. Wie eine Frau an uns vorbeigeht stockt der Frau Müller der Atem. Sie zupft den Müller am Arm und zischt: „Schau was DIE in der Hand hält!“
Müller schaut gelangweilt nach der Frau die ihm entgegen läuft. Erst sieht er den durchsichtigen Kunststoffsack nicht. Doch beim genauen Hinsehen wird ihm klar was seine Begleitung fürs Leben meint. Der Sack wird von jeder Menge dunkler Steinpilzköpfen ausgebeult. Stramm marschieren die Müllers an der Frau vorbei und bemühen sich dabei keine Miene zu verziehen. Etwas neidisch sind Müllers schon, aber lassen sich nichts anmerken.
Frau Gast, mit nur einem Kaffee intus, ist am Einknicken. Ihre Schritte werden kürzer, ihr Palaver leiser. Gut sind des nur noch wenige hundert Meter bis zum Wanderparkplatz wo das Auto steht. Wie die Wanderschuhe und Rucksäcke verstaut sind, wird der Zündschlüssel gedreht, die Fahrt führt zum nächsten Café. Dort wird von den Frauen Kuchen und Kaffee bestellt, derweil wir Männer Zwiebelkuchen und Bier ordern.
Den Rest des Tages füllen wir mit Pilze putzen als unsere Gäste den Heimweg angetreten haben. Mit den netten Nachbarn aus Schaffhausen schauen wir auf den Sonnenuntergang durch die verfärbten Blätter der nahen Bäume.
Eben, Herbst im Schwarzwald.
Herrlich; und den Herbst im Schwarzwald wunderschön in den Bildern eingefangen.
Danke, letztes Wochenende war es noch schöner. Diesmal am Schluchsee.