Es ist früher Morgen. KleinMüller kann es kaum erwarten, den vom Vater ausgeliehenen Wecker klingeln zu hören. Zwar hätte er ihn gar nicht gebraucht. Schon länger wach, auf dem Rücken in seinem Bett liegend, versucht er die aufgemalten Ornamente an der Holzdecke zu erkennen und überbrückt sich damit die Wartezeit. Bis anhin sah er die Malereien in der Dunkelheit nicht. Nur langsam findet immer mehr Tageslicht seinen Weg durch die zugezogenen aber nicht ganz geschlossenen Fensterläden ins Zimmer und lässt die Umrisse von pastellfarbig aufgetragenen Deckenornamenten sichtbar werden.
KleinMüller mag nicht mehr auf das Klingelzeichen warten, steigt leise aus seinem Bett um sich anzuziehen. Wie er seine Hose die Beine hochstreift, beginnt der Wecker mit einen ohrenbetäubenden Lärm seine Signalarbeit. KleinMüller juckt, die Hose um seine Beine geschlungen, als Sackhüpfer in Richtung der Kommode wo die Lärmquelle ihrer Arbeit nachgeht. Beim Versuch den Wecker ruhig zu stellen, fällt der zu Boden, was das Klingeln noch schriller ertönen lässt. Der Zeitmesser, getrieben vom mechanischen Gedärm in seinem Blechgehäuse, dreht sich ratternd auf dem Holzboden um seine eigene Achse. KleinMüller stoppt mit einem Fuss die Drehung. Hebt den Wecker auf und wirft ihn unter die Bettdecke. Dort können sich die lärmtreibenden Wecker-Innereien entspannen ohne die Hausbewohner aus dem Schlaf zu schrecken.
Fertig angezogen öffnet KleinMüller seine Schlafzimmertür. Auf Zehenspitzen tritt er in den Flur der Wohnung. Greift nach Metalleimer und der neuen Angelrute welche in der Ecke neben seiner Zimmertür stehen. Im Eimer liegt ein Stück Brot. Das hat er sich am Vorabend zurecht gelegt. So beladen zieht er los. Hinab über die knarrende Stieg zur Haustür. Da muss er zuerst die Hände frei machen und Eimer und Angelrute hinstellen. Mit beiden Händen greift er an die Türklinke um die Tür leise zu öffnen und weit aufzustossen. Mit seinem Hinterteil lässt er sie nicht zurückschwingen und greift erneut nach seinen Angelutensilien. Tritt über die Türschwelle, steigt vier Stufen die Steintreppe hinunter und marschiert zielstrebig ums Haus herum, runter zum Garten der an den See grenzt. Vorbei an Gemüse- und Blumenbeeten gelangt er ans Ufer.
Die Luft fühlt sich kühl an. Die Morgensonne scheint erst an der vom See abgewandten Hausseite, sodass nur ein langer Schatten über den müllerschen Garten bis runter an das Seeufer geworfen wird. Voller Tatendrang stellt der KleineMüller den mitgebrachten Eimer in die Uferböschung. Nimmt das Stück Brot aus der Tiefe des Eimers. Mit dem weichen Brotinnern rollt er zwischen seinen Fingern kleine Bällchen zu Ködern und legt sie auf die Grenzmauer zum nächsten Grundstück. Die in der Mitte geteilte Angelrute steckt er zu einer Ganzen zusammen. Prüft den Schwimmzapfen, die kleinen Bleigewichte und den Angel auf ihren Sitz an der Angelschnur. Alles am richtigen Ort. Noch schnell den Eimer mit Wasser füllen, das erste Brotbällchen an den Haken gepikst, los geht es. Petri heil.
Fortsetzung morgen ……
Sei mir nicht böse, aber es schaudert mich bei dem Gedanken bei dem, was als nächstes kommt. Ich erschaudere, weil ich mich vor Fisch und allem was aus dem Wasser kommt ekele.
Keine Angst, auch du wirst dich köstlich amüsieren.
Stimmt. Für einen Moment tat mir der Fisch sogar etwas leid. So einen Tod hätte selbst ich ihm nicht gewünscht. Wie gesagt, für einen Moment… 😉
Ich denke die Katze hatte nicht wie Kleinmüller gezaudert. Das war für den Fisch ein schnelles Lebensende und ein kurzer Leidensweg.
Der Titel lässt erahnen, dass auch in der Fortsetzung der Geschichte kein Fisch gefangen wird. Frau Flohnmobil fragt sich, ob sich Kleinmüller mit dem Blecheimer nicht etwas übernommen hat.
Im Eimer war Wasser für mehr als einen Fisch
Ich bin gespannt 🙂 LG Annette
Das freut mich.