Ein Reisemobil ist für seinen stolzen Besitzer wie ein Kind ohne Fehl und Tadel. Nur ungern wird er über Wackelkontakte in der Elektrik, lose Schrauben oder Rohrbrüche berichtet. Lieber werden viele Vorzüge des rollenden Eigenheimes angepriesen um so den unangenehme Fragen nach überstandenen Pannen auszuweichen. Müller möchte eine Ausnahme machen und berichtet nun vom ersten veritablen Schaden an FRIDOLIN.
„Es kommt kein Wasser aus dem Hahn“, ruft Frau Müller aus der Küche.
„Kann nicht sein, die Wasserpumpe läuft. Ich hör sie arbeiten!“ antwortet Müller draussen vor dem Mobil an der Sonne sitzend zurück.
„Es kommt wirklich kein Wasser“, Frau Müllers Stimme schwillt leicht an und der Herr Müller weiss genau dass nun das Sonnenbad zu Ende ist. Steht auf und steigt zu seiner Frau ins Mobil. Bewegt nochmals den Hebel des Wasserhahns. Die schnurrenden Geräusche der Pumpe dringen wie sonst auch aus dem Wassertank unter der Sitzbank. Nur Wasser plätschert keines aus dem Hahn.
„Das Problem löse ich im Nu“, denkt Müller und hebt den Deckel von der Sitzbank hoch. Im Innern findet er ein Dickicht von Drähten, Heizungsrohren und den Boiler. Keine Anzeichen eines Defektes in diesem Sektor.
Oder etwa doch? Da bildet sich eine Wasserlache unter dem Boiler. Die wird grösser sobald die Pumpe in Betrieb genommen wird. Wo aber tritt das Wasser aus? Die Suche wird in den hinteren Teil des Fahrzeugs verlegt. Erst wird der Versorgungskasten mit seinen Wasserablass-Hahnen abgesucht. Hier findet sich ein Holzbrett mit Wasser vollgesogen. Müller schraubt es weg, findet zwei Wasserschläuche welche auf ihrer Unterseite nass sind. Die Anschlüsse am Ablassventil sitzen fest. Hier tritt kein Wasser aus. Nächste Station der Suche, das WC. Hier kein Wasser auf Abwegen. Die beiden Schläuche jedoch, welche unter der WC-Kassette vorbeiführen sind nass. Das Rohr der Warmluft-Heizung ist auch nass.
„Lass das Wasser laufen“, ruft Müller seiner Frau zu. Die wirft den Hebel des Wassermischers im Raumbad rum. Kaum hört Müller das gewohnte Geräusch der Wasserpumpe aus dem Wassertank, trifft ihn aus dem Fahrzeuginnern ein Wasserstrahl mitten ins Gesicht. Müllers Griff nach dem Übeltäter fördert diesen schnell ans Licht. Einer der beiden schon erwähnten Schläuche sitzt lose auf dem Y-Verteilstück welches das Wasser an das Waschbecken und der Dusche verteilen soll. Die Bride welche sonst das Schlauchende am Y-Stück hält, hat sich verschoben. Kein Wunder, bei den Montagearbeiten wurde vergessen sie an ihren Platz zu quetschen.
Diese Arbeit überlassen Müllers den Experten im Kompetenzzentrum. Dafür müssen sie für den Rest des Wochendes das Wasser aus dem Kanister einlassen.
Hoffentlich haben die Experten ihre Arbeit schnell und gut erledigt und ihr hattet keine weiteren Pannen.
Die Experten haben gut reagiert. Im Nu war die WC-Anlage ausgebaut, ein Stück Boden mit der Stichsäge freigelegt, man wollte keine neue Service-Türe in die Aussenwand bauen, um schliesslich die Bride am richtigen Schlauch anzupressen. Bis heute hält es. Bitte Daumendrücken.
Ich drücke. Es klappt bestimmt.
Ich danke schön. Wenn es klappern sollte, Bericht folgt.
Ich drück jetzt nicht „Gefällt mir“, bin schliesslich ein netter, wohlerzogener Mensch.
Edel und wohlerzogen muss die Welt zu Grunde gehen. Überall gilt: „Schadenfreude ehrliche Freude“
da schreit die Feuerwehr:
Genug Wasser, zuwenig Schlauch…
Logisch Konsequenz, ein Wasserstandmesser in den Reisemobilstuben wir bald obligatorisch. Zumal der Luftdruck in den Reifen ab nächstem Jahr auch bewacht werden muss.