Welchen Ständer? Müller schiebt sein Tourenrad neben sich her auf den Fahrradabstellplatz neben der Café-Terasse. „Passen Sie auf, der Ständer ist wirklich unten!“ ruft eine Männerstimme aus Richtung des letzten Tisches in einer langen Reihe vor dem, von Müller für eine Erfrischung ausgesuchten Strassencafés. „Natürlich ist der Fahrradständer nach unten geklappt“, denkt Müller und lässt sein Tourenrad samt Gepäck von dem soviel Aufmerksamkeit verbreitenden Ständer in der Vertikale haltend zurück und wendet sich dem letzten Tisch in der langen Reihe zu.
Da sitzt der rufende Mann mit zwei adretten Damen, welche sich vor Lachen biegen. Der nach unten zeigende Ständer muss die offene Heiterkeit ausgelöst haben. Müller bedankt sich für die Aufmerksamkeit und verrät damit seine Herkunft. „Sie kommen aus der Schweiz!“, ruft eine der beiden Damen. Sofort kommt ein Gespräch zum Woher – Wohin in Gange. „Mit dem Zug von Zürich über Stuttgart nach Frankfurt, dann hierher nach Oberrad“, erzählt Müller. „Warum gerade in diesen Vorort von Frankfurt?“ wird gefragt. „Zufall“, antwortet Müller wahrheitsgemäss.
Die drei lassen nicht locker. Müller und seine Mitreisende werden an den Tisch geladen und erfahren aus berufenen Munde so einiges über Region und Leute. Obschon die Drei seit den frühen Mittagsstunden hier sitzen, und eigentlich schon lange die morgens eingekauften Lebensmittel in den Kühlschrank verstauen sollten, beantworten sie jede Frage der Müllers gerne. Die Themen spannen sich von gefahrenen Radtouren über ausgeübte und aktuelle Berufe hin zu Unterkünften beim Reisen, der Banken-Welt in Frankfurt und der Schweiz, schätzen von Altersjahren und der Spezialität der Region der „Grünen Sauce“ und vieles mehr.
Immer wieder bringt die Bedienung gefüllte Gläser und tauscht den vollen Aschenbecher gegen einen leeren. Die Stimmung wird lustig und lustiger, verführt zum Verweilen bis der Blick auf Müllers Uhr klar werden lässt, der Nachmittag ist um. Das Zimmer im Hotel an der Strasse welche den Dorfhügel hoch führt ist immer noch nicht bezogen. Die vorgerückte Stunde wollen die Gastgeber nicht als Argument zum Gehenlassen der Radfahrer aus der Schweiz gelten lassen. Sie kennen den Besitzer des Hotels, welches sehr sauber sei und mit einer ausgezeichneten Küche Leute aus Nah und Fern anlocke, dieser Besitzer werde das Zimmer schon nicht weiter geben. Müller muss sich was einfallen lassen um losziehen zu können. Die Lösung kommt in Form einer riesig schwarzen Wolke daher.
Kaum hat sich die lustige Runde aufgelöst fallen die ersten Regentropfen vom dunklen Himmel. Die adretten Damen setzten sich unter einen Sonnenschirm zu zwei jungen Männern und ziehen den Nachmittag damit noch weiter in die Länge. Die Müllers klappen ihre Fahrradständer hoch und fahren los.
Spannend wie der ausgeklappter Fahrradständer zu einer unvergesslichen Begegnungen führt und damit die Radtour bereichert.
Welch tolles Erlebnis!
Macht Spass, mich zu erinnern.