Radtour 2013: „einen Weg“

Ein Schlagwort lässt hoffen: „Es gibt immer einen Weg.“ Schade wenn der gerade gefahren wurde und es nun kein Weiterkommen gibt.

Ist der Müller selber Schuld, hat zum Beispiel das Weg-Wiserli übersehen, nervt das genau so wie wenn die Markierungen (Wiserli) verstellt oder ganz weggelassen wurden. Auf Radtour in der zweiten Tageshälfte kann solcher Moment zu einem Motivations-Defizit führen. Ist der Müller alleine wird laut, oder wenn nicht, leise was die finsteren inneren Gründe herzugeben im Stande sind geschimpft. Findet sich nichts mehr verbal ausdrückbares  und die Wut ist raus, lässt es sich gut überlegen ob zurück oder vorwärts der richtige Weg ist.

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Ein einzig Mal vor der Stadt Magdeburg in solcher Situation, fährt Müller vorwärts. Eine 200m lange Strecke bei deren Bewältigung es ihm nicht geheuer ist. Der Radweg liegt in, besser unter einer trüben stinkenden Brüh Überschwemmungswasser, die es nicht zu lässt die Tiefe zum Grund mit den Augen einzuschätzen. Seit über 10km Fahrt erinnert sich Müller an keine Abzweigung um Auszuweichen. Schimpfen bringt ihm den Entscheid. Schuhe und Socken ausgezogen und in den Fahrradtaschen verstauet, er ist wild entschlossen nicht zurück zu fahren. Holt Anlauf und schrammt mit Tempo in die Brüh. Die Gischt zischt wild erst um die Füsse, dann um die Waden. Müller beginnt mit der Tretarbeit. Schnell schmerzen die Füsse die nackt auf das Eisen der Pedalen drücken. Der Widerstand am Fahrrad wird grösser, je tiefer der Grund des Radwegs liegt. Die Füsse schmerzen noch mehr. Müller lässt nicht locker, tritt die Pedalen und fixiert die Richtung wo der Weg (das Ziel) wieder aus der Sauce führt.

Das Fahrtempo nimmt wieder zu, der Widerstand lässt nach. Das Fahrrad rollt, aus Dem was mal Wasser war auf die trockene Radlerpiste. Müller hast es geschafft, oder auch nicht. Zieht sich die Socken samt Schuhen über die gequälten Füsse, schwing sich in den Brooks und fährt los. Der Weg verschwindet nach ein paar hundert Metern erneut, diesmal in einem Wäldchen das gleich neben der Elbe liegt. Der Belag des Weges ist mit nassem Schlick bepflastert. Jede Kurve ein Risiko, nur keinen Sturz. Wieder eine Pfütze, die ist nicht tief. Immer häufiger sind Spuren von andern Radfahrer auf dem Belag erkennbar. Wie alt die sind, nicht einschätzbar. Müller überlegt: „Sobald jemand entgegen kommt, ist das ein gutes Zeichen, dass ab da keine ernsthaften Hindernisse sich in seinen Weg mehr stellen würden.

Es dauert nicht lange der erste Radfahrer. Der fährt mit einem Gesicht als ob er gleich einer Fatamorgana begegnen werde auf Müller zu. Der hält an, grüsst sein Gegenüber und traut seinen Ohren nicht. Die ganze Gegend, Überschwemmungsgebiet, sei für Radfahrer verboten zu befahrbar. Er wolle sich nur ein Bild machen ob es auch wirkliche so schlimm sei, dass die Polizei ein grosse Fahrverbotstafel habe aufstellen müssen! Müller schimpft leise: „Verdammt, wenn ich den erwischen könnt.“ Der Wortschwall ist dem Unbekannten gewidmet, der bei der vor über 15 Kilometern  passierten Weggabel, wie Müller in zügiger Fahrt aus dem Augenwinkel gesehen, die grosse Fahrverbotstafel neben den Radweg gestellt hat.

Nicht alle Hindernissen sind beschimpfbar. Einige bringen willkommene Abwechslung in den Radler-Tag.

Treppen aus Stahl, hoch zur und wieder runter von der Brücke mit den Erdgasrohren, die über die Moldau führt, sind ein Glücksfall, fordern dafür einen physischen als auch einen logistischen Kraftakt.

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Scherengitter über die Hauptstrasse warum auch immer, ermöglichen eine willkommene Verschnaufpause.

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Wasser, ein tückische Barriere und nicht jeder kann mit einem Boot auftrumpfen um dem Hindernis ein Schnippchen zu schlagen. Wie sollte der Müller auch sein Fahrrad aufs Kanu binden?

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Hindernisse gibt es nicht bloss in Form von Hochwasser.  Pflastersteinstrassen in Kleinstädten verlangsamen das Fortkommen enorm, zwingen jedoch nie zur Umkehr. Unbefestigte oder wassergefüllte Karrweg fordernd heraus. Enden solche Weg am Horizonte, kann schon mal der Eventual-Rückzug eingeplant werden.

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6 Kommentare zu „Radtour 2013: „einen Weg““

  1. Wo ein Wille ist… ist auch ein Weg!
    Ja Müller es wäre ja fast ein bisschen langweilig, wenn alles ohne Hindernisse ablaufen würde…. oder?
    Gut geflucht ist halb gewonnen!
    Heb’s guät
    Brigitte

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