Ein schöner Tag soll es werden, so meldete jedenfalls der Wetterbericht frühmorgens. Müller plant anlässlich seines Ruhetages die Prager Neustadt zu entdecken. Wenige Hausecken von seinem Hotel entfernt, führt eine Treppe mit Stufen aus Beton auf einen Platz neben das Gebäude für alternative Kunst. Der Platz ist fast menschenleer, was sich gestern noch ganz anders in Müllers Gedächtnis festgesetzt hat. Hier trafen sich Menschen jeden Alters und Geschlechts um zu kommunizieren, zu rauchen oder Kaffee zu trinken. Nun sind alle weg. Die Stühle welche am Vortag mittels einer langen schnurgeraden Reihe eine Bar-Line bildeten und vor kleinen Tischen standen, sind zu einer Tisch-Stuhl-Skulptur ähnlich einem Scheiterhaufen zusammen gestellt, mittels Drahtseil und Vorhängeschloss gegen Diebstahl gesichert.
Von der langen Seite des Platzes beginnt es im Morgenlicht erst zögerlich zu schimmern, um bald darauf kräftig rot zu erstrahlen. Der Körper der den Schimmer der Morgensonne zurückwirft, zieht die beiden einzigen Personen auf dem Platz derart an, dass sie sich diesem wiederstrahlenden Gebilde andächtig nähern. Die attraktive Frau von der einen Seite, Müller von der Andern. Sie stellt sich neben die knallrote Figur, drückt ihre rechte Wange an die Kunststoffoberfläche. Mit ihrer linken Hand und ausgestrecktem Arm hält sie eine Handy-Kamera vor ihre makellosen Gesichtszüge und lächelt.
Mit dem Resultat der so gefertigten Porträts scheint sie nicht glücklich zu sein und wiederholt das Recken ihres linken Armes, das Hinstellen ihrer schlanken Gestalt und das Hindrücken ihrer rechten Wange mehrmals aufs Neue.
Wie Müller auf ihre Seite kommt, unterbricht die Schöne abrupt ihr Tun und wendet sich genau in dem Moment ab wie er den Mut aufbringt seine Hilfe anzubieten. Sie schaut angestrengt auf die kleine, schwarze Glasscheibe in ihrer linken Hand, streicht zärtlich den Mittelfinger ihrer rechten Hand darüber und schreitet mit der Eleganz einer Frau die in dieser Stadt zuhause ist, mit zufriedenem Lächeln zur Steinmauer am Rande des Platzes. Auf die setzt sie sich und ihre langen, aus kurzen Hosen ragenden Beine schlägt sie übereinander.
Müller kramt seine Kamera aus einer seiner Hosentasche, beginnt selber Aufnahmen von der Skulptur welche eine Blumenblüte darstellt anzufertigen. Auch er schaut sich genau, wie die Frau mit den langen Beinen in den kurzen Hosen, jedes Foto an und versucht durch wechseln des Standortes eine bessere Pixel-Erinnerung zu erhalten. Er stellt sich auf seine Zehen, kniet nieder und verrenkt sich wie ein Artist. Mit ihrem betörenden Lächeln beobachtet die Frau auf der Mauer den Fotografierenden aus geringer Entfernung.
Ist er mit seinen Bildern zufrieden, steckt Müller die Kamera in die Hosentasche zurück und schlendert mit Schritten eines Mannes der diese Stadt nicht sein Zuhause nennen kann, auf die noch immer auf der Mauer sitzenden Frau zu. Um sich lächelnd, wortlos, nur mit einer einfach angedeuteten Handbewegung zu verabschieden und bei der nächsten Hausecke auf neue Begegnungen zu treffen.
Da merkt er plötzlich, dass er weder den Namen des Künstlers noch Den der rotleuchtenden Skulptur in Erfahrung gebracht hat, irgend wie ist Müller abgelenkt.
bin der Meinung; Jeff Koons heisst der Künstler dieser wunderbaren, aus Chromstahl gefertigten Skulptur! Verstehe die Ablenkung 😉
Danke Heinz, ich werde deine Meinung überprüfen 😉
Gruss vom nicht mehr Abgelenkten
….mit dä Äugli luägä tör mer immer!
Bin auch sehr leicht ablenkbar… speziell wenn dabei eine Pariserbrot im Spiel ist 😉
Die Blüte ist aber wahrlich auch ein Blickfang… speziell das Bild mit der Spiegelung…..
Heb än gmüätlächä Obig ond tschûss
Brigitte 🙂
Luege mit de Äugli….
So händ mir immer en chlini Usred.
Wünsch dir auch einen schönen Abig, halt hab noch was, siehe Notiznagel.
dr Müller
Na endlich hast du die Katze aus dem Sack gelassen! Ich wollte doch schon lange wissen, was sich hinter deinem Header-Bild versteckt. Sonst die personifizierte Kunst-Banause, bin ich für solche Schönheiten durchaus zugänglich.
Damit wir uns richtig verstehen: Frau Flohnmobil schreibt hier von der Blume.
Bin ich froh!
Ich dachte schon du meinst den „Skoda“.